Mein Lieblingsstore als klassischer Concept Store ist und war schon immer das Corso Como 10 in Mailand. Irgendwann kam dieses Konzept auch nach Österreich, eine Entwicklung, die ich mit Neugierde beobachtet habe. Gerade „Yes my dear“ im 19. Bezirk oder „The Treasury“ im Ersten, welche beide Mode mit Interior Design und Home Accessories vereinen, teils sogar mit eigener Kulinarik, verkörpern spannende, neue Konzeptideen. Jetzt geht „House of Auster“ noch einen Schritt weiter in ein sehr privates und emotionales Shopping Erlebnis. Eine definitive Aufwertung der Stadt Wien. Immerhin stammt die Idee aus New York.
_______________________________________
Persönliches Interview mit Carola Pojer:
Viennissima Lifestyle – Es ist zwar schon einiges in den Medien berichtet worden, aber wie unterscheidet ihr euch mit „Austria’s first shoppable apartment“ speziell vom klassischen Concept Store?
Carola Pojer – Wir haben konzeptionell eigentlich drei Säulen: einerseits Interior Design, darunter fallen Home Accessories und Dekoration, dann Fashion, allerdings nicht Avantgarde Fashion wie bei „The Treasury“, sondern Vintage- und Second Hand, und als dritte Säule Vermietung. Wir nennen es „The Space“, weil wir auch zukünftig Community Events anbieten wollen.
Viennissima Lifestyle – Man hat bei euch den Eindruck, in die private Wohnung von Freunden zu kommen, weil alles so stilvoll eingerichtet und dekoriert ist. Man spürt keinerlei Warendruck, anders als im Geschäft in der Innenstadt. Warum habt ihr allerdings einen Ort gewählt, an dem es keine Laufkundschaft gibt?
Carola Pojer – Eher anders rum. Wir haben einen Standort gewählt, nämlich 1070, einen trendigen Bezirk, in dem unsere Community sowieso unterwegs ist. Uns ist bewußt, wir haben nicht diese typische Ladenatmosphäre, das ebenerdige Geschäftslokal, in das man förmlich hineinfällt, aber wir sind in einer Gegend, in die man gerne geht, weil es sowieso in der Nähe ist. Man muß dennoch die Adresse kennen, um herzukommen. Aber das ist genau das, was es ausmacht, dass wir diese Schätze haben …
Viennissima Lifestyle – Ja, die muß man suchen …
Carola Pojer – Genau! Wie die Perlen einer Auster. Wir wollten einen Space kreieren, wo man nicht von der Ware angeschrien wird, sondern wo man sich inspirieren lassen kann und es sich wie zu Hause anfühlt. Ein Ort der Inspiration und Kommunikation, um sich auch vernetzen zu können. Denn wir finden, es gibt speziell in Wien so tolle Leute, aber es fehlt an Locations. Ein Ort, an dem man viel Neues entdeckt. Daher war es mir sehr wichtig, Synergien zu schaffen. Auch mit anderen Stores. Wir unterstützen uns gerne gegenseitig, denn es ist für alle Platz. Und wie man in Wien sagt „Durchs Reden kommen die Leute z’amm.“ Ähnlich wie der ursprüngliche Wiener Salongedanke. Das „House of Auster“ ist die moderne Form des damaligen Salons, man trinkt etwas, plaudert miteinander und inspiriert sich gegenseitig.
Viennissima Lifestyle – Nun warst du die letzten Jahre in einer ganz anderen Community, nämlich in einer digitalen, unterwegs. Daher liegt die Vermutung nahe, dass ihr über eure Kanäle sehr stark einerseits genau eure „FollowerInnen“ ansprecht. Andererseits sehnen sich viele wieder nach realen Erlebnissen. Zudem ist eine gewisse Instagram-Müdigkeit unter uns bemerkbar.
Carola Pojer – Es gibt definitiv eine Überstimulation an Content Input. Ich selbst komme eigentlich aus der Offline-Welt, habe Schauspiel und Fotografie studiert, lange als Schauspielerin gearbeitet. Bin es also gewöhnt, mit Menschen zu kommunizieren. Danach ist mir das Digitale irgendwie „passiert“. Ich hatte mir aber immer gewünscht, mit Menschen wieder in Verbindung zu kommen, aus dieser digitalen Welt herauszusteigen und etwas im echten Leben zu kreieren. Heute folgen uns ganz andere Leute: viele Künstler, Architekten, Innenarchitekten, Designer, … Die das auch schätzen, dieses Kunsthandwerk, das Schöne, das Moderne, auch eine gewisse Mode. Und allesamt perfekt zu „House of Auster“ passen.
Viennissima Lifestyle – Bezüglich des Sortiments: du hast schon früher immer wieder deine Wardrobe digital verkauft. Sind dies hier ebenfalls Stücke aus deinem Kleiderschrank?
Carola Pojer – Das Sortiment ist zwar von mir kuratiert, aber bis auf eine Tasche, nicht von mir. Ich arbeite mit verschiedensten Personen zusammen, unter anderem mit einer Stylistin aus Portugal, welche uns hilft, die Second Hand Sachen zu sourcen. Sie hat ein unglaubliches Auge und auch selbst eine Online Second Hand Boutique. Sie kauft so tolle Sachen ein, sodass man nicht erkennt, dass dies Second Hand Ware oder schon ältere ist. Besonders zu allen Budgets. Die Vintage Sachen wiederum kommen von mir, welche ich online wie offline aus den unterschiedlichsten Settings aussuche.
Viennissima Lifestyle – Somit könnte auch eure Community Teile auf Kommission vorbeibringen?
Carola Pojer – Prinzipiell sehr gerne. Wir haben bereits für den Herbst einige Vintage Produkte, Mode und Interior Design, angeboten bekommen und es wird spannend sein, zu sehen, wie gut der Kleiderschrank unserer KundInnen auch zu „House of Auster“ passen wird. Respektive umgekehrt. Es werden sich sicherlich Schätze finden, gerne auch in Farbe, welche wir vielleicht gar nicht gesucht hätten, aber sicherlich sehr gut hier herein passen. Auch Vintage Möbel.
Viennissima Lifestyle – Also zusätzlich zu den internationalen Designermarken, die Deea aussucht, bietet ihr Vintage Möbel an?
Carola Pojer – Nahezu alle unsere Sessel hier am Tisch oder die Kommode sind Vintage Stücke. Wir haben eigentlich sehr wenig Neues. Das Sofa ist etwa neu, der Tisch von einer niederösterreichischen Tischlereiwerkstatt, die Cubes von einer Berliner Künstlerin. Es sieht natürlich alles sehr hochwertig und hochpreisig aus, aber das ist es bei Weitem nicht. Es gibt bereits Schätze ab etwa 20,— Euro, bei Mode und Dekoration.
Viennissima Lifestyle – Punkto den handwerklichen Produkten – wie etwa von Robert Comploj – läßt ihr hier eigene Produkte anfertigen oder verkauft ihr Produkte aus seinem Standardsortiment?
Carola Pojer – Wir haben einige Schätze von ihm, die tatsächlich auch in seiner Kollektion sind. Aber die reWinde Karaffe, beruhend auf den Flaschen meines Lieblingsrosé, welche wir zusammen wieder aufbereitet haben, ist gemeinsam entstanden und fast schon wie Kunst. Dies war ein sehr schwieriger Prozess, weil es ein anderes Glas ist als das mundgeblasene, mit dem Robert sonst arbeitet. Wir planen auch noch eine tolle Idee für Herbst/Winter.
Viennissima Lifestyle – Ist es jetzt eher die Ausnahme, was kleine Mini-Serien anbelangt oder sucht ihre solche Kooperationen öfters?
Carola Pojer – Es bezieht sich eigentlich auf alles. Wir haben beispielsweise mit Ini von We are Studio Studio extra diese Dosen gemacht, in Weiß und in Schwarz mit Muschelglasur, weil mir wichtig war, für Schmuck und Wattepads schöne Dosen zu haben. Die anderen Dinge von ihr sind sehr kleine Stückzahlen. Wir sind aber absolut dafür offen, gemeinsam etwas zu kreieren, das dann nur bei uns erhältlich ist. Ich finde es immer sehr spannend aus zwei verschiedenen Bereichen unterschiedliche Blicke auf etwas entstehen zu lassen. Das fördert die Kreativität und symbolisiert, was wir mit „House of Auster“ vorhaben. Verschiedene Blickwinkel, Inputs, Persönlichkeiten zu mischen und daraus neue Inspiration zu bekommen.
Viennissima Lifestyle – Jetzt machst du auch deine eigene Keramikserie, welche in den Corona-Jahren entstanden ist. War es etwas, mit dem du schon länger geliebäugelt hast, gerade weil du so digital unterwegs bist?
Carola Pojer – Ich hatte schon mit 18 Keramik gemacht, dann all’ die Jahre nicht mehr. Gerade rund um Corona hat Handwerk ein Revival erlebt. Ich wollte unbedingt wieder etwas mit den Händen schaffen, egal wie man aussieht, weil man gerade an der Drehscheibe sitzt. Auch war es nach der Geburt meiner Tochter Zeit für mich. Ich hatte allerdings nie vorgehabt, diese Keramik zu verkaufen. Das hat sich wie vieles in meinem Leben – auch der Blog – ergeben. Somit sind dann etwas mehr Stück entstanden.
Viennissima Lifestyle – Machst du ein bestimmtes Produktsortiment oder wirklich nur das, worauf du Lust hast?
Carola Pojer – Im Moment fehlt mir die Zeit, um kreativ an Neuem zu arbeiten, Ideen hätte ich. Ich habe eher etwas für „House of Auster“ gemacht, wie die Cappuccino und Espresso Tassen, sowie die Snack Plates. Alles andere mache ich eher für mich zuhause, weil es mir in der Küche fehlt.
Viennissima Lifestyle – Somit ist das hier der einzige Verkaufspunkt für „One of a kind“ geworden?
Carola Pojer – Genau, das komplette Sortiment ist hier wie auch über unseren zukünftigen „House of Auster“ Online Shop erhältlich, der etwa Ende August, Anfang September online gehen wird. Das alles miteinander zu verknüpfen, macht halt einfach Sinn.
Viennissima Lifestyle – Du hattest erwähnt, ihr plant als dritte Säule auch Workshops und Events?
Carola Pojer – Wir möchten gerne Küche und Bad im nächsten Schritt öffnen, somit bieten sich kulinarische Konzepte wie Private Dining an. Aber auch jetzt könnte man die Räumlichkeiten außerhalb unserer Öffnungszeiten bereits mieten. Nachdem ich selbst aus der Kunstrichtung komme, würde ich sehr gerne zudem Lesungen, Poetry Slams oder Wohnzimmertheater machen. Definitiv wird es Workshops geben „Wie arrangiere ich Blumen?“ oder „Wie klebe ich selbst Stuckdetails in meiner Wohnung?“, beides mit Profis. Wichtig ist uns der Austausch mit Künstlern und Handwerkern, das Lernen und selbst Ausprobieren.
Viennissima Lifestyle – Vielen lieben Dank für deine Zeit und diese Einblicke. Jedenfalls viel Erfolg mit eurem neuen Konzept!
House of Auster, Neubaugürtel 20/7, 1070 Wien