In wahrlich einzigartigen Locations unterschiedlicher Stilepochen überrascht uns derzeit so manche Wiener Neueröffnung. Wo einst Johann Strauss zum Walzer aufspielte, trifft glamouröses Interior Design auf Biedermeier Atmosphäre und regionales Handwerk. In einem wahren Jugendstil Juwel erlebt die einstige Wiener Salonkultur ein Revival und verwöhnt als moderner Concept Store nicht nur mit Fashion, Lifestyle-Produkten und Accessoires, sondern auch mit kulturellen Events und Vernissagen. Während einige Wiener Museen sich einmal nicht der Malerei, sondern prächtigen Skulpturen widmen oder Gemälde Alter Meister mit Schauspiel- und Musikperformances zu neuem, modern interpretierten Leben erwecken. Meine persönlichen Top-Neueröffnungen in Wien!
NEU: Brasserie im Casino Zögernitz, 1190 Wien
Dort wo einst schon Johann Strauss zu seinen Walzerklängen Konzerte gab, ziehen im historischen und wunderschön renovierten Biedermeier-Ambiente eine französische Brasserie, ein Johann Strauss Museum sowie eine neue Event Location für primär musikalische Abende ein. Nachdem leider dieses Biedermeier Juwel jahrelang seinem Verfall überlassen war, wurde es nun liebevoll instand gesetzt. Die Gastronomie trägt die Handschrift von niemand Geringerem als Marco Simonis, welcher dank ihrer gemeinsamen Leidenschaft für die französische Küche Marian Link als Küchenchef und Sparingpartner gewinnen konnte.
Zwischen den einzelnen Gängen erzählt mir Letzterer von seiner Kreativität, seiner Vorliebe für regionale Produkte sowie seiner Überzeugung von traditionellem Handwerk. Dies zieht sich schließlich bis zu den Drinks an der Bar durch, wo Cocktails zwar vorbereitet, aber erst vorm Gast final in Szene gesetzt und zubereitet werden. Um im kulinarisch nicht so stark besetzten Döbling regelmäßiger In-Treffpunkt zu werden, sind die Preise absolut erschwinglich und die Speisekarte wird regelmäßig mit neuen mediterranen Sommergerichten adaptiert. Obwohl ich hoffe, dass die ausgezeichneten Moules Frites (übrigens nicht als Vor-, sondern als Hauptspeise serviert) sich als Signature Dish rasch durchsetzen und fix auf der Karte bleiben werden. Dazu empfiehlt sich für uns Ladies ein erfrischendes Gläschen Crémant Rosé!
Nebst dem lauschigen Gastgarten – ein Mix aus Wiener Kastanien- und südländischen Olivenbäumen – ist es allerdings das eklektische, für Wien außergewöhnliche Interior Design in bunten Farben, mit Samtbezügen, schwarzem Mamor, antiken Lampendesigns und Reliefplafond, das überrascht! Die Decke erscheint aufgrund der Biedermeier Elemente in knalligen Neonfarben (welche sich übrigens spielerisch in den Marmorplatten der Tische widerspiegeln) fast schon fancy und erinnert eher an London, New York oder Mailand. Während der jeweiligen Fashion Weeks wäre dies bestimmt ein Hotspot für die Modeszene! Dennoch ist der Wiener Charme, die historische Eleganz der Stadt sowie ein gewisser Glamour nicht zu übersehen. Schon bald soll auch ein typischer Marco Simonis Store mit den beliebten Delikatessen, Weinen und Eigenprodukten des Spitzengastronomen folgen.
Brasserie im Casino Zögernitz, Döblinger Hauptstrasse 76, 1190 Wien
NEU: Yes my dear Concept Store, 1190 Wien
Nicht allzu weit davon entfernt, konkret im wahrscheinlich schönsten Jugendstilhaus von ganz Wien – dem Daringer Hof – hat jüngst ein neuer Store mit dem herrlich erfrischenden Namen „Yes my dear“ eröffnet. Mit interessantem Konzept! Denn es ist – passend zur historisch anmutenden Location – ein Mix aus traditionellem Wiener Salon, französischer Boutique (mit persönlicher Beratung respektive eigenem Boudoir) und einem modernen Concept Store. Hier lässt es sich im stilsicheren Ambiente herrlich shoppen, an der Bar Kaffee oder Champagner genießen oder gar chilliger Musik lauschen. Denn neben internationaler Mode und Accessoires sowie einigen Interior Design Items verführt der neue Store zudem mit Lifestyle und Genuss. Dazu gehört gemäß Inhaberin Elisabeth Schmidinger-Schott auch ein hipper Plattenspieler von Poet Audio Systems. Technisch wahrscheinlich das Beste, was der Markt derzeit zu bieten hat und nach österreichischer Handwerkskunst hergestellt.
Im wahrsten Sinne des Wortes „handpicked“ und verlesen sind auch die ausgefallenen Modeteile, welche Elisabeth sehr sorgfältig auf Messen in London oder München ordert und – einem Concept Store gerecht – zusammen mit ihrem Eigenlabel ELLA geschmackvoll kombiniert. Diese besondere Lederkollektion in zarten Farben aus weichem Handschuhleder fühlt sich beim Tragen an wie eine zweite Haut und ist sicherlich für den Herbstbeginn ein wahrer Geheimtipp!
Während sich schon um die Jahrhundertwende Kunstschaffende und Kunstförderer in den berühmten Wiener Salons – wie etwa von Berta Zuckerkandl oder Alma Mahler trafen – so trifft man heute bei „Yes my dear“ eine modebewußte Klientel mit einem großen Faible für Kunst und Genuss. So sind hinkünftig nicht nur regelmäßige, von Elisabeth’s Mann Franz leidenschaftlich zubereitete Private Dinners geplant, sondern auch allerlei Konzerte, Lesungen oder gar Vernissagen. Besonders hinreißend ist auch der vom Gartenspezialisten Die BeGRÜNder gestaltete (Vor)Garten mit zahlreichen bequemen Lounge- und Outdoormöbeln, welche auch käuflich erwerblich sind. Ein weiterer Place-to-be zum Genießen, den ihr unbedingt besuchen solltet.
Yes my dear, Sieveringer Strasse 36, 1190 Wien
NEU: Josef Pillhofer im Dialog mit Cézanne, Giacometti, Picasso, ….
Sowohl an heißen Sommer-, als auch an kühlen Gewittertagen ist ein Besuch in einem unserer Museen immer eine willkommene Abwechslung und Inspiration. Besonders, wenn es einmal nicht um Malerei, sondern um Skulpturen geht. Anlässlich Pillhofers 100. Geburtstags würdigt beispielsweise derzeit das Leopold Museum diesen berühmten österreichischen Bildhauer und Zeichner mit einer Retrospektive, welche rund 140 Werke und Exponate umfasst. Die Ausstellung ist nicht nur optisch sehr anmutend inszeniert, sie gliedert sich auch informativ für uns Besucher in diverse Motiv- und Themenkomplexe, die Raum für Raum tiefere Einblicke in das skulpturale wie zeichnerische Schaffen des Künstlers geben. Darunter auch die Einflüsse, welche er während seines Stipendiumjahres in Paris (und hier besonders durch den französischen Kubismus) in sein späteres Werk mitaufnahm. Nicht zuletzt auch die zahlreichen, prägenden Pariser Begegnungen mit den Großen seiner Zeit, welche Pillhofer zu seiner autonomen Formensprache avancieren ließen. Eine – aus meiner Sicht – absolut sehenswerte Ausstellung, welche noch bis 10. Oktober 2021 zu sehen ist.
Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien
NEU: Ganymed in Power – Performance
Man glaubt es kaum! Bereits zum siebten Mal geht die Inszenierung zu Ganymed im Kunsthistorischen Museum wortwörtlich über die Bühne. Wenn auch dieses Mal Corona-bedingt mit etwas Zeitverzögerung. Die beliebten Performance-Abende sind heuer dem Thema Macht gewidmet, denn dem KHM ist die Macht seit jeher tief eingeschrieben. Selbst Symbol der Macht zeigt es Kunst, die aussagekräftig von Machterhalt und Machtverlust berichtet und unseren gesellschaftlichen sowie politischen Alltag bis heute prägt.
So erwecken auch in diesem Sommer 30 Künstler/Innen mit wirklich einzigartigen Theater- und Kunstperformances unter der Regie von Jacqueline Kornmüller die Gefühlswelt der KHM Gemäldegalerie zu neuem Leben. Ein Potpourri an internationalen Schauspieler/Innen, Musiker/Innen, Komponisten/Innen und Autoren/Innen interpretiert bedeutende Gemälde der Galerie mit ihren Texten, Musikstücken und Kompositionen in individuellen, kurzen Auftritten. So wandelt man als Besucher/In im Laufe des Abends schließlich durch die gesamte Kunstgalerie und hat auf diese Weise die Möglichkeit, auch andere große Meister kennenzulernen. Dies in einem wirklich sehr beeindruckenden Rahmen. Zudem hat auch das KHM Café an diesen Abenden länger geöffnet, ganz unter dem Motto „Kunst, Performance & Genuss.“ Sämtliche Informationen zu den August-Terminen und Tickets findet ihr direkt auf der Website des Museums. Für mich ein Museumstipp der etwas anderen Art!
KHM, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Weitere Top-Neueröffnungen in Wien findet ihr unter „Top-Neueröffnungen zu Kulinarik, Kunst & Design (No.2.)“ respektive unter „Top-Neueröffnungen zu Kulinarik, Kunst & Design (No.1).“