
Seit September eröffnet in Wien ein Top-Restaurant nach dem anderen und man hat derzeit echt die Qual der Wahl, welches man zuerst besuchen soll. Zudem gibt es bei einigen neue Köche und darüber hinaus wurden im Herbst die berühmten Gault&Millau Hauben vergeben. Anlass für mich genug, meine Gourmetreise durch Wiener Restaurants „mit Ambiente“ fortzusetzen und euch abermals einige Insidertipps zu geben. Dabei habe ich – wie schon bei meinem ersten Beitrag zu „Fine Dining in Vienna“ – nicht nur auf die Kulinarik, das Service, sondern auch auf die Atmosphäre und die Inneneinrichtung des Lokals geachtet. Zudem findet ihr hier unter dem Motto von „leistbarem Luxus“ auch preislich zwei absolut erschwingliche Top-Lokale.
NEU: Restaurant Spelunke am Donaukanal
Sieht man unter Spelunke auf Wikipedia nach, erhält man leicht einen fälschlichen Eindruck des Begriffes: von einer oft verrufenen, schlechten Kneipe in üblen Stadtteilen – meist Hafen- oder Vergnügungsvierteln – großer Städte ist hier die Rede. Das Lokal befindet sich meist unterirdisch, Mobilar und Beleuchtung sind düster, genauso die Klientel, manches Mal gar zwielichtige Personen. So ganz anders ist das neue Lokal am Donaukanal! Das einzige, das an eine „Spelunke“ erinnern mag (und der Name ist hier absolut liebevoll gemeint), sind die Graffiti am Donaukanal entlang, welche man als hochwertige Dekoration moderner Kunst gleich an einigen Wänden im Restaurant wiederfindet. Auch die Farben der absolut hochwertigen und extra für dieses Lokal entworfenen Inneneinrichtung erinnern maximal an die Farben der Unterwasserwelt (dunkles Flaschen- bzw. Algengrün). Die Wassernähe spiegelt sich letztendlich auch in der Speisekarte wider. Aber das ist auch schon alles, was an die Definition von Spelunke gemäß Wikipedia erinnern mag.
Mein erster Eindruck war sehr positiv! Gebeizte, dunkle Holztische sowie hochwertige Chesterfield-Couches stehen im Kontrast zu Kupfer (primär an der Bar) und dunklem Messing. Meist auch in Dunkel gehaltene Wände werden unterbrochen durch Graffitikunst von Akira Sakurai mit harten Burschen, Seemännern und Taucherszenen einer Hamburger Spelunke gleich. Analog-affine Besucher werden die meterhohe Schallplattenwand lieben, welche abends einem DJ auch für Livemusik zur Verfügung steht und unendlich erscheint. Sogar eine Beatles Schallplatte habe ich entdeckt. Sehr zentral steht eine große, einladende Bar, die man auch untertags nur auf einen Drink oder Espresso besuchen kann, welche in den Händen von Marcus Philipp, Gewinner der World Class Austria, liegt.
Angeblich wurde die Eröffnung mehrmals verschoben, weil die Besitzer Moni Wlaschek und Werner Helnwein nicht mit den gelieferten Möbeln, dem Geschirr und anderem zufrieden waren. Dies hat sich gelohnt. Bis ins kleinste Detail ist das Restaurant durchdacht. Teller, Wein- und Trinkgläser sind mit dem Spelunke-Logo gebrandet, in grünem Leder – passend zu den Ledercouches – das hochwertige in Grau gehaltene Besteck eingerollt.
Ein Highlight auf der Speisekarte, welche prinzipiell von Fleisch- und Fischgerichten geprägt ist, ist sicherlich der Steckerlfisch auf Holzbrett serviert, passend zur Location am Wasser. Jetzt schon mein Lieblingsgericht: die Trüffel Pommes 😉 Ein Traum! Selbst für uns Vegetarier ist etwas dabei: cremige Kürbis-Kokossuppe mit gegrillten Garnelen und Käsespätzle in der Großstadt. Sogar die Dessertkarte respektive die Kuchenvitrine sind variantenreich. Auch wenn ich euch das Lokal dieses Mal für „Fine Dining in Vienna“ empfehle, ich selbst freue mich schon auf die Frühstückskarte, welche es ab Ende November geben soll.
Restaurant Spelunke, Taborstrasse 1, 1020 Wien
Restaurant Salonplafond im MAK
Für mich immer noch eine Top-Adresse für einen kulinarischen Abend und eines meiner absoluten Wiener Lieblingslokale ist das nun schon bekannte Lokal Salonplafond im Museum für angewandte Kunst. Im Sommer hatte ich euch seinen tollen Gastgarten vorgestellt, das Interieur des Restaurants steht aber dem Garten um nichts nach! Das ursprünglich vom Hamburger Kochstar Tim Mälzer gegründete Restaurant & Bar besticht einerseits durch sein stylisches Konzept, sehr höfliche Bedienung und andererseits durch die sich immer wieder wechselnde Karte mit vorwiegend Wiener Küche.
Verantwortlich für die elegante und gleichzeitig prachtvolle Atmosphäre mit Wiener Touch ist der große Plafond im MAK. Ganz anders hingegen die Küche: im Vordergrund stehen schlichte, produktbetonte und „schnörkellose“ Gerichte. Ich selbst beginne einen Abend im Salonplafond mit Freunden meistens mit einem Drink an der Bar, welche durch einige Hochtische zum Sitzen erweitert ist und dadurch einen eigenen, sehr angenehmen Charakter hat. Fürs Abendessen wandern wir dann weiter in den Restaurantbereich, der durch sein sehr modisches Interior Konzept (bunt gemusterte Sitzbezüge mit Blumenmotiven) besticht und sich gut mit dem Plafond ergänzt.
Nebst den verschiedensten Wiener Ausdrücken auf der Speisekarte zeigt sich das „Wienerische“ auch zum Abschluss, wenn’s ans Zahlen geht: die Rechnung kommt stets in einem braunen Papierumschlag mit dem charmanten Aufdruck „Milchmädchenrechnung“. Ich kann euch dieses Restaurant absolut empfehlen!
Salonplafond, Stubenring 5, 1010
Weitere persönliche Gourmettipps findet ihr unter „Fine Dining“ in Vienna (No.1).