Pop-Up Hotels & Cafes statt Concept Stores?

Schon seit Wochen möchte ich euch über den weltweit bedeutendsten und meinen absoluten Lieblings-Concept Store, Corso Como 10, in Mailand erzählen! Erwähne ich doch in meinen Blog- und Facebook-Posts immer wieder den Begriff „Concept Store“, der eigentlich aus der Modebranche stammt. Vor 20 Jahren von der ehemaligen (und heuer leider verstorbenen) Vogue Italia Herausgeberin, Carla Sozzani, gegründet ist er für mich DER Inbegriff eines wahren Concept Stores. Nun schließt ausgerechnet der berühmte Mitbewerber, Colette in Paris, mit Ende Dezember seine Pforten. Hingegen eröffnen sowohl im trendigen München das allererste Pop-Up Hotel „The Lovelace“ in einem alten Bankgebäude für nur zwei Jahre sowie in Wien das Café „Rien“ in den ehemaligen Räumlichkeiten des Café Griensteidl mit ähnlichem Concept Store Konzept. Eine spannende Neuentwicklung im Lifestylebereich!

The Lovelace Hotel in München

Ganz München – zumindest behaupten das die Medien – wartet mit Spannung auf die Eröffnung des jetzt schon trendigsten Hotels der Stadt nahe der berühmten „Fünf Höfe“. Denn die Eröffnung war eigentlich bereits für Mai geplant. Dabei handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes gar nicht um ein Hotel, eher um ein Hotelprojekt oder -experiment und kommt konzeptionell noch am ehesten den ehemaligen Grand Hotels der Jahrhundertwende nach. In diesen Grand Hotels der Welt trafen seinerzeit nicht primär Hotelgäste, sondern Schauspieler, Dichter, Schriftsteller, Politiker, Künstler und Philosophen aufeinander, tauschten sich untereinander aus, inspirierten sich für ihre Kunst oder führten hitzige Politdebatten an der Bar. Ähnlich den damaligen Kaffeehausbesuchern Wiens.

Es seien Orte gewesen, an denen Menschen gerne Zeit verbrachten, auch wenn sie gar keine Gäste des Hauses waren – einfach des sozialen Austauschs wegen.“ – so die beiden Geschäftsführer des Lovelace, Architekt Gregor Wöltje und Gastronom Michi Kern. Genau dies sei auch die Grundidee des Lovelace, welches Besuchern der Stadt München nicht nur 30 qualitativ hochwertige und chice Hotelzimmer bieten, sondern andererseits ein öffentlicher, hipper Place-to-be für Gleichgesinnte in ihrer Freizeit sein möchte. Auf dem Plan stehen einmalige Veranstaltungen und Events von Lesungen, über Poetry-Slams bis hin zu Vernissagen oder Philosophie-Diskussionen. Egal ob Musik, Kunst und Literaturveranstaltungen, Konferenzen, Workshops oder Ausstellungen – im “The Lovelace” soll es passieren. Ein kreatives “Happening” also auf drei Stockwerken, als Zwischennutzungsprojekt für zwei Jahre. Ergänzt mit Rooftop Bar, Coffeeshop, temporären Stores und Fashion Showrooms. Alle Designzimmer und Suiten sind als zusätzliches Detail großzügig mit Zeitschriften und Magazinen des hauseigenen Book Stores „Lost Weekend“ bestückt.

Dabei ist für die Kreativköpfe hinter diesem Projekt (ein Mix aus Gastronomie-, Musik-, Kunst-, Mode- und Designerfahrung) das zeitlich Begrenzte genau der richtige Kick. Das monumentale, historische Gebäude, welches 1893 von der Königlichen Bayrischen Bank errichtet wurde und bis vor kurzem eine Niederlassung der Hypo Vereinsbank beherbergte, der ideale Kontrast zum stylischen Interieur. Viel Vorhandenes wird zweckentfremdet und wiederverwendet, anderes in zahlreichen Kooperationen mit großen Marken auf die Beine gestellt (Kvadrat, Coco-Mat, Vitra, Bolia nebst vielen anderen). Da darf man der Eröffnung in der Tat mit Spannung entgegenfiebern!

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Das „Rien“ in Wien

Mitte August startet ein ebenso ambitioniertes Team am Wiener Michaelerplatz mit ähnlichem Konzept und umfaßt Kaffee- sowie Wirtshaus, Bar, Design-Showroom, Diskurs und reichhaltiges Kulturprogramm. Aus den ehemaligen Räumlichkeiten des traditionellen Café Griensteidls gleich gegenüber der Hofburg wird nun das „Rien“ , ebenfalls als Zwischennutzungsprojekt auf Zeit angedacht, in dem ebenso viel passieren soll. Jungen Kreativen, Künstlern, Musikern und Designern soll eine Bühne geboten werden, ein Teil der Griensteidl-Räumlichkeiten wird sogar in einen eigenen Showroom umgemünzt. Die Namen der Kulinarikverantwortlichen dieses neuen Lifestyle-Treffs liest sich wie das „Who-is-Who“ der Gastronomie- und Patisseriebranche. An der Bar werkt mit Hubert Peter (vormals Barrikade) ein besonderer Kreativkopf der österreichischen Mixologen-Szene. Unter dem Motto „Tradition trifft Moderne“ will man sich bei den Produkten an den K&K-Ländern der ehemaligen Monarchie orientieren und die traditionsreiche Küche ins Hier und Jetzt holen. Die beiden Hauptakteure, Matthias Felsner und Martin Fetz, sehen im Rien eine Art Spielwiese. Sie bieten ein Labor für Leute, die sich nach ihrem Engagement in diesem Lokal selbstständig machen möchten. Zudem soll wieder ein Ort für die Wiener/Innen geschaffen werden, um einen Kontrastpunkt zur touristisch stark geprägten Innenstadt zu setzen.

Das Corso Como 10 in Mailand

Zurück aber zu meinem eingangs erwähnten Lieblings-Concept Store, dem Corso Como 10 in Mailand. Während – wie erwähnt – zur großen Überraschung der gesamten Modebranche vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass Colette in Paris in der noblen Rue Saint Honoré per 20. Dezember 2017 schließen würde, die Gründer des erfolgreichen Münchener Concept Stores „Pool“ zugunsten des „Lovelace“-Hotelexperiments mit Anfang August für immer schlossen, expandiert der Mailänder Store international weiter. Nach Eröffnungen die letzten Jahre in Seoul, Tokio, Shanghai und Beijing ist noch in diesem Jahr das Opening in New York, im historischen Seaport District Manhattans, geplant. 

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Was hat mich aber seit Anbeginn an diesem Concept Store so fasziniert? Schon beim Betreten der Hausnummer 10 hat man den Eindruck in eine unwirkliche, andere Welt hineinzugehen und ist sofort vom stylischen Ambiente sowie im Frühjahr vom atemberaubenden Duft nach Jasmin im chicen Innenhof angetan. Ich arbeitete damals noch in der Luxusmodebranche bei Escada als ein Mailänder Modefotograf mir zum allerersten Mal das Corso Como 10 zeigte. Es war anläßlich der Mailänder Fashion Shows und Corso Como schon damals der absolute „Place-to-be“. Sei es fürs Trend Shopping der Designer untertags im Concept Store, zum Fashion Talk beim Lunch im Restaurant oder abends einfach nur zum Aperitivo an der Bar oder in der gemütlichen Garden Lounge. Viele Modemarken wie Armani & Co luden sogar zu ihren After Fashion Shows dorthin. Corso Como 10 war somit weltweit einer der ersten Stores mit typischem Concept Store Konzept, einem idealen Mix aus Boutiquehotel mitten im Fashion District, Mode & Accessoires Boutique (ausschließlich nur mit ausgewählten Highlights namhafter Modemarken, was zu dieser Zeit sehr selten war), Restaurant, Bar & Café sowie eigenem Book Store. Ergänzt durch zahlreiche Kunst- und Fashionevents sowie einer hauseigenen Galerie im ersten Stock mit sich abwechselnden Ausstellungen zu Kunst, Kultur und Mode. Auch die Kulinarik dieser Adresse ist und war immer schon sehr empfehlenswert!

Seitdem, egal ob ich beruflich in Tokio, Seoul oder Mailand war (Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag „Tag zwei meines Kurztrips in die Modestadt Mailand“ ), war ein Besuch bei Corso Como 10 immer ein Must-have. Besonders beeindruckt war ich zudem von Anfang an vom perfekten Markenauftritt und dem schönen Verpackungsdesign. Ihr wißt ja, ich liebe schöne, luxuriöse Verpackungen! Oft habe ich daher bloß ein kleines Accessoire gekauft, nur um an die schönen Tüten und Geschenkkartons dieses Labels heranzukommen, welche heute noch in einigen Räumen meiner Wiener Altbauwohnung als reine Dekoration ihre Verwendung finden. Später kam schließlich die Eigenmarke mit T-Shirts, Beach Bags und Accessoires mit dem unverwechselbaren Corso Como 10 Designmuster in Beige und Schwarz hinzu und wurde sehr rasch zu einem Erfolg.

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Heute kann man all‘ diese Artikel auch im Online Shop erwerben. Obwohl dies niemals einen Originalbesuch ersetzen würde! Zum 20-jährigen Jubiläum gab es schließlich eine eigene Limited-Edition-Logokollektion, eigene Verpackung und sogar einen Duft. Würde Corso Como 10 beschließen, seinen ersten Store in Wien zu eröffnen, ich würde keine Sekunde zögern, den Franchisevertrag zu unterzeichnen 🙂 . Wollen wir also hoffen, dass noch viele weitere Stores mit ähnlichem Konzept folgen werden und dieser Trend nicht abreißen wird….. Schön also zu lesen, dass dieser Concept Store Gedanke nun auch auf die Hotellerie- und Kaffeehausbranche übergreift und eine neue Ära an Hotels, Cafés, etc. einläutet. Mehr dazu erzähle ich euch die kommenden Wochen – sobald The Lovelace in München und das Rien in Wien eröffnet haben – auf meiner Facebook-Seite!

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