
Was das Schwarze Kameel als Wohnzimmer für die Wiener/Innen ist, ist das Hotel Altstadt Vienna als Galerie zum Wohnen! Kein Wiener Hotel ist Wienerischer als dieses! Sobald in diesem Patrizierhaus alte Wohnungen als neue Hotelnutzungsfläche frei werden, wird bereits getüftelt, geplant und designt. Dabei sind Otto E. Wiesenthal und sein Hotel Manager sehr bemüht, Architekten, Designer und/oder Kreative zu finden, welche einen starken Wienbezug haben und das typische Wiener Lebensgefühl gekonnt in die neu zu gestaltenden Gästezimmer und Suiten umzusetzen. Nun hat das Altstadt Vienna passend zum Themenjahr „100 Jahre Wiener Moderne“ eine eigene Josef Hoffmann Suite eröffnet, nebst einer nicht minder schönen Opera sowie Library Suite. Ich durfte bei einem exklusiven Presseabend hinter die Kulisse und im wahrsten Sinne des Wortes in die Suiten blicken sowie den Architekten hinter diesen Meisterwerken interviewen.
Das Hotel Altstadt Vienna ist in jeder Hinsicht anders als jedes vergleichbare Wiener Hotel. Denn es ist eigentlich – dank der großen Sammelleidenschaft von Otto Wiesenthal selbst – in erster Linie eine Galerie zum Nächtigen. Sein typisches Wiener Lebensgefühl und das sogenannte Wienerische erhält das Hotel aber erst durch seine Zimmer und Suiten, welche alle individuell und komplett mit ihrem eigenen Design eingerichtet sind. So entstehen in Wahrheit Wiener Apartments in Miniversion, welche dem Gast stets das Gefühl vermitteln „wieder daheim in Wien“ zu sein und nicht selten reserviert ein Gast immer dasselbe Zimmer. Während andere sich lieber überraschen lassen und bei jedem Wienbesuch eine andere Themensuite buchen.
Hinter jeder Suite verbirgt sich eine ganz persönliche Geschichte
An Ideen, Designern, alten Möbelstücken, aber vor allem an Kunst und Gemälden mangelt es im Hause nicht. Man munkelt, es solle im Keller sogar einen eigenen Fundus davon geben. Dennoch läßt sich der Hausherr auf seinen vielen Reisen gerne von neuen Ideen inspirieren. So geschehen durch Zufall beim Besuch eines alten Freundes in Berlin. Dieser – ebenso wie Otto Wiesenthal – begeisterter Sammler (in seinem Falle von Büchern und Schallplatten) mußte im letzten Jahr seine Wohnung auflösen und in eine kleinere ziehen. Otto Wiesenthal – als Kenner von Kunstobjekten – wurde gebeten „beim Ausmisten der Möbeln zu helfen“ und die richtigen für den Umzug in die neue Wohnung auszuwählen. Dabei klagte ihm der Freund, er wüßte nicht wohin mit seinen 200 Langspielplatten sowie mit all‘ den alten Büchern.
Dies ließ Otto Wiesenthal keine Ruhe und nach kurzer Beratschlagung mit seinem Geschäftsführer Philipp Patzel rief er besagten Freund an und fragte, ob er dem Altstadt Vienna seine Platten und Bücher zur Verfügung stellen würde? Man könne doch eine Opera Suite sowie eine Library Suite einrichten. Der Freund war begeistert und erleichtert zugleich. Einerseits dankbar einen guten Platz für seine 25-jährige Sammlung gefunden zu haben und glücklich „das alte Zeug los geworden zu sein“ . So erzählte er zumindest lachend bei der Einweihung der finalen Suiten.
Aber 2000 Schallplatten (soviel brachte nämlich der nach Berlin geschickte LKW schließlich mit nach Wien) sowie unzählige Bücher ergeben noch kein Suitenkonzept. Roland Nemetz, Architekt und kreativer Kopf hinter den drei neuen Suiten, wurde schließlich mit dem Design aller Suiten beauftragt und begann einen passenden Wienbezug herzustellen. So entstand schließlich die Opera Suite als Hommage an die Welthauptstadt der klassischen Musik, die Library Suite passend zum 650-Jahr-Jubiläum der Wiener Nationalbibliothek und schließlich die Josef Hoffmann Suite in Anlehnung an das Themenjahr „100 Jahre Wiener Moderne“ in 2018.
Die Josef Hoffmann Suite
Ich war interessiert an der Frage, ob die Vorgabe an Platten, Büchern und der Wiener Werkstätte – symbolisch für Josef Hoffmann – nicht Herr Nemetz‘ kreative Freiheit eingeschränkt hätten? Er verneinte und meinte: „Wir wollten keinen Josef Hoffmann Kitsch nachahmen, sondern uns nur davon inspirieren. Nicht reproduzieren.“ Wie kleine Zitate sollten typische Hoffmann-Elemente auch in der Suite vorkommen und an die Wiener Werkstätte erinnern. „Wie beispielsweise der feine schwarze Rahmen in den Fliesen des Bads“ . Denn Josef Hoffmanns großes Anliegen als Mitbegründer der Wiener Werkstätte zusammen mit Koloman Moser war zu jener Zeit, die wuchernde Jugendstilornamentik des Fin de Siècle zu reduzieren und Wien zu einem Zentrum geschmackvoller Kultur zu erheben. Das Gesamtkunstwerk stand im Vordergrund.



Dies war aber in keinster Weise Vorgabe zum Design der jetzigen Josef Hoffmann Suite im Altstadt Vienna. Die dezente Symbiose zwischen Designelementen der Wiener Werkstätte mit modernen, zeitgenössischen Möbelentwürfen – wie etwa das Sofa des spanischen Designers Jaime Hayon, welches von Josef Hoffmanns Fledermausstühlen inspiriert war – ist sehr schön gelungen! Hingucker in der Suite sind zudem die Collage Atmosphäre I der Künstlerin Kirsten Borchert sowie die frei stehende Badewanne. Besonders schöne Einzelstücke der Firma Wittmann sowie ein passender Teppich im Hoffmann-Décor (gebraucht gefunden nach Recherche im Web) runden das Design sehr stimmig ab. Besonders schön sind aber auch die großen Fenster, welche sehr viel Tageslicht in diese Suite eindringen lassen.
Die Opera Suite
Die in der Planungs- und schließlich Umsetzungsphase entstandene „Architektur des Zufalls“, welche einen sehr stimmigen, vorher unvorstellbaren Mix an Stilepochen ergeben hat, ist sehr schön in der Opera Suite zu spüren. Eine Hommage an die schillernde Musik- und Opernstadt Wien.
Die Kombination einer zeitlos eleganten Vierer-Couch mit einem Charles Eames Lounge Chair sowie einem historischen Couchtisch aus der ehemaligen Bar des Hotel Imperial laden zum Verweilen und Hören alter Tonträger ein. Denn Highlights in der Opera Suite sind die wirklich fantastische, gut sortierte Schallplattensammlung sowie der Plattenspieler selbst. Das i-Tüpfelchen hingegen ist ein exklusiver Lobmeyr Luster mit dem wohl bekanntesten Designentwurf des letzten Jahrhunderts, von welchem ursprünglich nur 100 Stück produziert worden sind, wovon einer ein Geschenk an die Metropolitan Opera in New York gewesen ist. Für mich macht diese Kombination die Loungeecke schließlich zur gemütlichsten alle drei neuen Suiten! Abgerundet wird die sehr harmonische Suitenatmosphäre durch ein Kunstwerk der in Wien lebenden Künstlerin Elisa Alberti.
Die Library Suite
Was der Luster als Designhighlight in der Opera Suite ist, ist für mich die begehbare Bibliothek mit einzigartiger Treppe in der Library Suite. Da aufgrund der hohen Wiener Bauauflagen eine jahrhundertalte Feuerschutztreppe erneuert werden mußte, entstand spontan die Idee, den untersten Teil der Treppe in der Breite zu verschmälern und als Aufgang in die Suiten-Bibliothek wieder zu verwerten. Sie dient somit heute als charmante Aufstiegshilfe zu den Literaturexplorationen einer 6 Meter langen Bücherwand sowie als absoluter Hingucker und stylisches Designelement im Stilmix dieser Suite.



So anziehend die Treppe auch sein mag, lädt schließlich doch die gemütliche Lounge Sitzgruppe im Herzen der Suite zum Lesen ein. Hier könnte so mancher Bücherwurm (ich denke dabei an das berühmte Werk des Münchener Malers Carl Spitzweg) Tage und Nächte mit richtigen Büchern verbringen und sich von Lounge Music berieseln lassen. Die Kunstliebhaber unter euch werden aber auch die surreale Fotografie des österreichischen Künstlers Clemens Ascher über dem Bett lieben.
Apropos Muse und Verweilen! Dasselbe gilt meiner Ansicht nach auch für die Opera Suite: ein Schallplattenfreak könnte wochenlang in der Suite verbringen und hätte wahrscheinlich noch immer nicht jede einzelne Platte gehört. Wie gut, dass das Hotel Altstadt Vienna für eines der besten Frühstücks der Stadt bekannt ist, um wenigstens einmal am Tag zu einem kulinarischen Erlebnis zu kommen. Suiten, in denen man als Gast die Welt um sich herum vergessen kann, um einzutauchen in eine ehemalige Stilepoche wie der Wiener Moderne oder eine andere, analoge Welt. Und dies in digitalen Zeiten! Einfach genial. Und noch dazu mit soviel Wiener Stil, Eleganz und Lebensgefühl……
Hotel Altstadt Vienna, Kirchengasse 41, 1070 Wien
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Liebe Birgit,
da ich ja immer noch am überlegen bin, ob ich mir nicht in den nächsten Wochen spontan ein Ticket nach Wien buche, kommt mir dieser Beitrag super gelegen! 🙂 Das sieht so toll, modern und gemütlich aus 🙂
Wenn ich das Ticket gebucht habe, halte ich Dich natürlich auf dem Laufenenden 😉
Viele liebe Grüße,
Tabea
von tabsstyle.com
Great! Das freut mich riesig 😉
Sonnige Grüße aus Wien
Birgit