
Der Herbst naht und somit wieder zahlreiche Ausstellungseröffnungen in Wien. Aber wußtet ihr, dass wir mittlerweile Kunst & Kultur nicht nur in Museen, sondern auch in Lifestyle- und Designhotels „konsumieren“ oder viel mehr darin eintauchen und uns davon inspirieren lassen können? Nachdem ich selbst gerne reise und zudem Kunst liebe, bin ich immer wieder auf der Suche nach einzigartigen Travel Hideaways. Passend zum Boutiquehotel Altstadt Vienna – eigentlich eine Galerie zum Wohnen – welche ich euch schon vorgestellt habe, entführe ich euch heute in den Westen Österreichs und präsentiere euch meine favorisierten Lifestylehotels rund um Design, Kunst und Kultur sowie einiger interessanter Kulturveranstaltungen inmitten wunderschöner Naturlandschaften.
Hotel Miramonte, Bad Gastein
Denkt man an das mittlerweile schon legendäre sommer.frische.kunst Festival in Bad Gastein mit seinen zahlreichen Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst im Kraftwerk oder in den Pavillons entlang der Spazierpromenaden, so kommt einem unweigerlich das Hotel Miramonte in den Sinn! Denn hier wurde die Idee zu „Artists in Residence„ schon lange vor dem Festival erfunden und hat letzteres schließlich entsprechend mitgeprägt. Ich selbst war im Sommer 2017 beim Festival erstmals dabei und wirklich begeistert. Heute werden internationale Künstler sorgsam ausgesucht und in den Weltkurort eingeladen, um sich von der Alpenkulisse, der einzigartigen Architektur sowie der Kraft des ortseigenen Wasserfalls inspirieren zu lassen und abschließend ihre Kunstobjekte im Rahmen des Artists in Residence-Programms kunstresidenz auszustellen. Nicht nur Bad Gastein, sondern auch das Hotel Miramonte knüpfen somit an die Tradition des Ortes als Anziehungspunkt für Kreative und Kulturinteressierte an.
Die ursprünglich aus den 60iger Jahren stammende Bausubstanz wurde von dem Hotelierspaar Evelyn und Ike Ikrath liebevoll mit contemporary design in ein zeitgenössisches Designhotel umgewandelt, das sich seit der Eröffnung vor gut 10 Jahren in stetigem Wandel befindet. Es trägt vor allem die Handschrift Ikes als gelernter Architekt, der es liebt, Vintagemöbel mit modernen Designstücken aber auch handwerklichen Elementen zu mixen. So werden beispielsweise alle Lampen des Hotels in München handgefertigt. Tierfelle als Teppiche auf den Zimmern oder Lammfelle statt Kissen auf den Designerstühlen verleihen diesem Hideaway zudem einen gewissen alpinen Charme! Hinzu kommen – was für eine einzigartige Idee! – Hängematten auf allen Balkons. Das Logo MIRAMONTE erinnert zudem bewußt an den Schriftzug von MARTINI und an die Zeit der roaring 60ies.
Sucht man die Seele oder den sogenannten USP des Hotels, so wären dies für mich nicht der erholsame Spa-Bereich mit Blick auf die Alpen oder die täglich angebotenen Yogaeinheiten (einige davon sogar am kraftvollen Wasserfall), sondern definitiv die wundervolle Terrasse mit Traumblick auf die Belle Epoque Hotels des Kurortes! Denn abgesehen vom stylish gestalteten Frühstücksraum und Restaurant sowie der Vintageloungebar mit echt coolen Drinks und good vibes zur Cocktailstunde findet hier das wahre Hideawayleben statt.
Sobald die Sonne strahlt, fungiert die Terrasse nicht nur für kulinarische Momente, eine genüssliche Tasse Kaffee, sondern auch als Sundeck untertags sowie Kino unter den Sternen bei Einbruch der Dunkelheit. Das wahre Highlight ist allerdings die Feuerschale, welche laut Ike mindestens 250 Tage im Jahr zum Einsatz kommt – selbst im Hochsommer – und schon so manche Art-, Gourmet- und Bad Gastein-Lovers bis spät in die Nacht um sich versammelt hat. Inspiriert werden die Kunst- und Kulturliebhaber sowohl vom magischen Ort selbst als auch von der kleinen, feinen Bibliothek, welche besonders für regnerische Tage so manch‘ interessanten Kunst- oder Architekturbildband bereithält. Noch besser allerdings wäre es, sich damit an Sonnentagen auf die Hängematte zurückzuziehen.
Bei einem persönlichen Frühstück kurz vor meiner Abreise hat mir Ike noch verraten, dass wohl auch die sehr legere Ansprache der Gäste (im Miramonte sind alle per Du!) zum Branding des Hauses beiträgt. Darüber hinaus haben die Gastgeber ein großes Herz. Ike ist stets präsent und mischt sich gerne unter seine Hausgäste, sei es beim Frühstück, nachmittags auf der Terrasse oder abends beim Essen. Spätestens aber nachts um die Feuerschale! Und natürlich handeln viele Gespräche von Kunst, Architektur, Fotografie oder einfach nur vom schönen Bad Gastein.
Designhotel Miramonte, Reitlpromenade 3, 5640 Bad Gastein
Der Seehof, Goldegg
Ein ebenso besonderer Travel Hideaway in Salzburgs Alpen ist der Seehof in Goldegg. Ich hatte ihn das erste Mal letztes Jahr dank eines Yoga-Aufenthaltes kennengelernt und über meine damalige Austriantime bereits berichtet. Wie schon der Name sagt, kein Hotel im klassischen Sinn, eher ein magischer Ort, an dem sich Kunstliebhaber wie Künstler, Literaten und Philosophen gerne für ein paar Tage zur Erholung zurückziehen. „Magische“ Plätzchen als Rückzugsort gibt es in und um den Seehof genug. Da wären einmal die wirklich einzigartige Terrasse mit ihren alten und mächtigen Kastanienbäumen mit Direktblick auf den See als auch der Moorsee selbst.
An letzterem besitzt der Seehof für seine Gäste einen kleinen Badesteg sowie ein Holzruderboot, welche beide für eine Auszeit am See inmitten der Natur einladen. Da wäre aber auch der kleine Garten gleich im Anschluß an die Terrasse mit Liegestühlen und Loungeplätzchen für ein paar Sonnenstunden zum Faulenzen und Lesen. Die riesigen Kissen wurden offensichtlich erst heuer frisch gewechselt: waren sie letzten Sommer noch in Creme, erstrahlen sie heuer in bunten Sommerfarben – eindeutig die Handschrift von Gastgeberin Susi Schellhorn, welche man oft beim Dekorieren sieht.
Zurück aber zur Terrasse! Hier findet an sonnigen Tagen das gesellschaftliche und kulinarische Leben des Gästehauses statt. Bereits morgens beginnend mit einem der besten Frühstücks, das man sich vorstellen kann. Das hauseigene Haubenrestaurant Der Hecht bezieht ausschließlich gesunde Produkte aus der Region, vieles – wie das Brot oder Salz – sind gar hausgemacht. So kann es schon passieren, dass man in den Morgenstunden dank des gewaltigen Frühstücksbuffets sowie den vielen kulinarischen Überraschungen, welche direkt aus der Küche serviert werden, „die Zeit verliert“. Der Müßiggang geht oft spontan mit einem Nickerchen in einer der Hängematten zwischen den Schatten spendenden Kastanienbäumen weiter. Überhaupt fällt auf, dass man viele Hausgäste an den unterschiedlichsten Plätzchen mit Büchern wiederfindet. Dies ist vor allem der lückenlosen Suhrkamp Bibliothek geschuldet, die förmlich einlädt, sich ein Buch zu schnappen und sich für den Rest des Tages zwischen den Zeilen zu verlieren.
Dafür sind – nebst der Sonnenterrasse – auch der sogenannte Blaue Salon, die Seehof Lounge als auch die Bar ein wahrer Geheimtipp meinerseits! Immer wieder liebevoll als das Wohnzimmer des Seehofs bezeichnet, trifft man hier nicht selten auf Schriftsteller, Künstler und Schauspieler, welche sich umgeben von der Seehof-eigenen Kunst von Gerhard Richter über Erwin Wurm bis Maria Lassnig inspirieren lassen. Im Restaurant hängt sogar ein Nitsch. Mittlerweile ist die Privatsammlung des Ehepaars Schellhorn soweit angestiegen, dass es kaum mehr ein weißes Fleckchen Wand zu finden gibt, aber genau das macht ja die besondere Aura dieses Hideaways aus. Es empfiehlt sich daher unbedingt jedes Stockwerk zu erkunden, wenn man schon nicht in jedem Themen-Zimmer oder jeder Seehof Suite, welche ebenfalls reichlich mit zeitgenössischer Kunst ausgestattet sind, nächtigen kann.
Vom 19. bis 23. September 2018 findet wieder das traditionelle Festival Verstörungen statt, ein Fest für Thomas Bernhard mit Lesungen und Diskussionen aus bedeutenden Texten des Autors sowie einem Kafka-Schwerpunkt in diesem Jahr. Der Geheimtipp wäre ein Tagesticket inkl. einem Festivalmenü um 89,– Euro zu buchen. Die Thomas Bernhard Suite wird wohl heuer leider schon ausgebucht sein 🙂
Der Seehof, Hofmark 8, 5622 Goldegg
Das Hotel Stein, Salzburg
Ein weiterer besonderer Hideaway für Kunstliebhaber führt uns in die Stadt Salzburg. Auch wenn die Festspielzeit nun vorüber ist, finden wir im Herbst nicht nur in der Mozarthauptstadt zahlreiche weitere Kulturveranstaltungen, sondern auch im Hotel Stein selbst sehr schöne Kunst der etwas anderen Art. Dieses urbane Lifestyle- und Designhotel an der Salzach mit Traumblick auf die Altstadt wurde in den letzten beiden Jahren komplett neu renoviert und im Frühjahr wieder eröffnet. Ich hatte im Juli anläßlich einer Geschäftsreise spontan dem Hotel einen Kurzbesuch abgestattet, denn viel wurde in den Medien bei Wiedereröffnung darüber berichtet. Also war ich neugierig geworden.
Basierend auf dem Ruf „Salzburg sei die italienischte Stadt nördlich der Alpen“ (aus gutem Grund: die Stadtplanung wurde schon im 16. Jahrhundert durch venezianische Stararchitekten verantwortet) entwickelte das Hotel Stein das Konzept „Salzburg meets Venice„. Somit wurde das teils traditionelle Interior Design kunstvoll wie künstlerisch mit sehr bekannten venezianischen Elementen kombiniert. Bei einem Streifzug durchs Hotel findet ihr in allen Bereichen – von der Hotellobby über die Zimmer und Suiten bis hin zum Spabereich aber auch auf den Gängen und im Restaurant der Rooftop Bar – venezianische Stilelemente und Accessoires. Am beeindruckendsten – wenn auch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig – sind sicherlich die Leuchten und Glaskunstwerke der Glasmanufaktur Barovier & Toso aus Muranoglas, meist in sehr maritimem Azzurroblau. Sämtliche Polstermöbel sind mit exquisiten Stoffen des italienischen Stoffhauses Rubelli tapeziert und an den Wänden findet ihr Fotografien des Kunstfotografen Luigi Caputo. Sowie ausgewählte Kunstwerke von Brigitte Kowanz und Axel Hütte.
Absolutes Highlight ist aber abermals die Terrasse des Hotels! Aus der ehemaligen Steinterrasse wurde eine ebenso neu gestaltete Rooftop Bar inklusive einem neuen Restaurant, welche beide zurecht den Namen Seven Senses verdienen. Nebst dem wirklich atemberaubenden Blick auf die Festung Hohensalzburg sowie das wunderschöne Dächermeer Salzburgs (welches in der Tat an eine italienische Stadt erinnert) fand ich das Interior Design als auch die Terrassengestaltung überaus stylish. Sowohl der innere Bar- und Restaurantbereich als auch der Roof Top selbst sind in sehr schönen Farben des Meeres, weichen Grün-, Türkis- und Blautönen, gestaltet mit einem „touch of gold“. Die Detailverliebtheit zieht sich bis ins Designpapier der Zuckerwürfel, welche zum Kaffee serviert werden. Selbige Farbe und Design finden sich auch in den Kuscheldecken der Terrasse wieder.
Ich selbst war von meinem Kurzbesuch im Hotel Stein sehr angetan auch wenn ich fairerweise ergänzen muß, dass es auch negative Stimmen zum Service gibt, eine Kritik, welche ich zumindest nicht persönlich bestätigen kann. Dennoch wäre zumindest der Rooftop und das Restaurant einen Besuch wert, denn diesen Ausblick sowie das stylische Design aus Italien solltet ihr euch nicht entgehen lassen! Schon gar nicht zur Happy Hour!
Hotel Stein, Giselakai 3, 5020 Salzburg (respektive Seven Senses Restaurant & Bar)
Coverfoto © Seehof Goldegg
Ein Kommentar zu „Lifestylehotels zwischen Design & Kunst“