
Ich arbeite seit einigen Jahren im Tourismus Marketing und hatte schon einiges über diesen „besonderen, magischen Ort der Ruhe und Stille“ an einem kleinen Moorsee im Salzburger Pongau gehört. Gäste des Hauses sollen im Gästebuch gar von einer „Verzauberungsanstalt“ geschrieben haben. Namhafte Künstler, Schriftsteller und Schauspieler geben sich dort ebenso wie einfach nur Erholungsuchende die Klinke in die Hand: im Seehof Goldegg. So richtig neugierig auf dieses Boutiquehotel wurde ich schließlich vor wenigen Wochen, als ich bei einem Besuch im Hotel Altstadt Vienna die von Susi Schellhorn designte Seehof Suite besichtigen durfte. Da war mir klar, ich würde gerne einmal „das Original“ persönlich kennenlernen wollen.
Der Zufall wollte schließlich, dass meine neue Yogalehrerin aus Wien ein paar erholsame Yogatage im Seehof Goldegg in ihrem Newsletter anpries, worauf ich mich spontan entschied, eine kurze „Auszeit“ zu nehmen und 3 Tage in den Seehof zu fahren. Denn ich habe seit einigen Wochen den fixen Vorsatz, so manches in meinem Leben zum Positiven zu verändern. Auch wenn ich es vielleicht nie schaffen werde, meine persönliche Work-Life-Balance zu finden, aber zumindest möchte ich wieder mehr Zeit für mich haben und da gehört Yoga einfach dazu 🙂 .
Ich muß gestehen, als ich dann endlich nach einer mehrstündigen Autofahrt verspätet Sonntag abends ankam (alle anderen vom Yogakurs waren längst beim Abendessen und die Küche war kurz vorm Schließen), war es bei mir „Liebe auf den zweiten Blick“. Es war bei meiner Ankunft viel zu stressig, als dass ich den Ort von Anbeginn an hätte genießen können. Zudem war es das Wochenende über kalt und regnerisch gewesen und das feuchtkalte Wetter hatte überall seine Spuren hinterlassen. Als ich aber dann montags – ich hatte ein nettes kleines Einzelzimmer mit Seeblick – bereits kurz vor 6 Uhr morgens von der Sonne geweckt wurde, die Balkontür öffnete und den vom Dunst dampfenden Moorsee im ersten Sonnenschein entdeckte, habe ich langsam angefangen zu begreifen, was andere Gäste als „so besonders“ beschrieben hatten.
So wie sich mein Körper mit jeder Yogastunde, die verging, besser an die für mich ungewohnten Asanas gewöhnte, so passte sich mein Gemüt immer mehr der Ruhe ausstrahlenden Naturlandschaft an. Besonders genossen habe ich vormittags nach einer ersten Yoga-Morgenstunde sowie mehreren Joggingrunden um den See das ausgesprochen köstliche Frühstück auf der Terrasse. Letztere ist zumindest für mich, der es liebt, jede Minute, die sich bietet, im Freien zu verbringen, das Zentrum dieses magischen Ortes. Sie vermittelt dieselbe Ausstrahlung, welche bereits das Gästehaus selbst, wie es liebevoll von seinen Besitzern Susi und Sepp Schellhorn genannt wird, verkörpert.
Das Haus, ein typisches Pongauer Bauernhaus aus dem Jahre 1727 wurde – ähnlich wie das Altstadt Vienna in Wien – mit sehr vielen internationalen Kunstschätzen und -objekten einer kleinen Galerie gleich ausgestattet. Alle Zimmer und Suiten sind individuell mit einem Mix aus alten, traditionellen Möbeln (welche vom Flohmarkt stammen könnten) sowie modernen Designerstücken eingerichtet. So findet man auch im Erdgeschoß nebst der Original-Bauernstube, modern gestaltete Bibliotheksräume zahlreich bestückt mit Thomas Bernhard und anderen bekannten Schriftstellern, Zeitschriften und Magazinen. Ihm zu Ehren gibt es sogar die Thomas Bernhard Suite sowie jeden September das sogenannte Kunstfest „Verstörungen“.
Daher verwundert es nicht, dass man so manchem Gast oder Schriftsteller tage- und wochenlang auf Rückzug im Seehof beim Lesen und/oder Schreiben begegnet. Aber auch die Nicht-Künstler und Poeten unter uns finden zumindest abends vor dem Schlafengehen als Gute-Nacht-Lektüre eine kurze Prosa auf ihrem Bett. Wer achtsam durchs Haus sowie über die bereits erwähnte Terrasse streift, entdeckt nicht nur zwei alte Holzkinostühle und Hängematten, sondern auch ehemalige Turngeräte, welche sich einmal in einem Turnsaal befunden haben müssen. Die Terrasse ist also die logische „Verlängerung“ der Atmosphäre, welche die Räumlichkeiten des Hauses positiv ausstrahlen, in der warmen Jahreszeit. Uralte und Schatten spendende Kastanienbäume sind genauso für die Atmosphäre und den Zauber dieses Ortes verantwortlich wie der direkte Blick auf Wiese, See und Berge.
Dank der gehobenen Kulinarik des 2-Hauben-Restaurants Hecht! mit dem Konzept, alle Zutaten, welche man nicht im eigenen Seehof Garten findet, in einem regionalen Umkreis von maximal 120km zuzukaufen und zu verarbeiten, wird hier nicht nur die Seele, sondern auch der Körper verwöhnt. Besonders stolz ist man auf das täglich frisch gebackene Hausbrot, das ebenfalls aus verschiedensten Sorten besteht und stets variiert. Nicht umsonst vom Gault&Millau zum Hotel des Jahres 2017 gekrönt!
Was mir besonders an diesem Ort aufgefallen ist und mich irgendwie in seinen Bann gezogen hat, ist diese „Zeitlosigkeit“, welche man schon beim Frühstück und auch untertags spüren kann. Alles ist irgendwie im Flow und auch wenn es gewisse offizielle Frühstückszeiten gibt, hat man das Gefühl, dass alles ineinander verschwimmt. Nicht nur, dass man tatsächlich bei all’ den dargebotenen Köstlichkeiten, die das Frühstücksbuffet sowie die Karte bieten, nicht aufhören kann, zu essen und zu gustieren. Auch die Atmosphäre des Restaurants – bei Schlechtwetter – sowie die bereits gepriesene Terrasse – bei Sonnenschein – strahlen eine gewisse Ruhe aus. Sogar die Gäste scheinen sich alle perfekt ans Konzept des Hauses sowie an diesen Ort der Ruhe und Entspannung anzupassen. Oft verschwimmen sogar Gäste und Personal und anfangs weiß man nicht, wer eigentlich wer ist. Auch die Gastgeber – meist gefolgt von ihren Haushunden (laut Insidern die eigentlichen Chefs des Hauses!) – sind immer wieder „around“ und verstricken ihre Gäste gerne in so manche Diskussion über Kunst, Literatur und Politik. Sofern Susi Schellhorn nicht gerade beim Dekorieren der Terrassentische mit neuen Blumen ist oder ihr Mann Sepp selbst in der Küche steht.
Wer vom Schreiben, Essen und Lesen in der Bibliothek, auf der Terrasse oder im kleinen Garten überdrüssig wird, verschwindet für einige Stunden auf einen weiteren Ruhepool, den hauseigenen Ministeg am See und döst irgendwann nach dem Schwimmen in der Sonne ein. Oder begibt sich mit oder ohne Mountainbike in die umliegenden Berge respektive borgt sich das kleine Ruderboot für eine Seerundfahrt aus.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich gerade ein letztes Mal während dieses Kurzaufenthaltes auf der Sonnenterrasse und inhaliere ein allerletztes Mal diese herrliche Bergluft und den Blick auf den Moorsee. Für mich hat der Begriff „Sommerfrische“ eine ganz andere Bedeutung bekommen, auch was die sommerlichen Temperaturen in den Alpen anbelangt 🙂 . Dieser Ort hat mir nicht nur sehr viel Entspannungsmomente und Ruhe, sondern auch sehr viel Kraft und kulinarische Highlights geboten. Ich werde ihn in den kommenden Tagen nicht nur vermissen, sondern auch kräftig davon zehren. Viel dazu beigetragen haben auch die Bemühungen meiner Yogalehrerin Rita vom Studio Ich. Eigentlich ein Yogabanause habe ich mir vorgenommen, ab sofort wieder wöchentlich zu ihr in die Stunde zu kommen und diese 3 Tage im Seehof Goldegg positiv nachwirken zu lassen. So schnell werde ich das herrliche Knarren der alten Bodendielen bei unseren Yogaübungen nicht vergessen!
Solltet ihr selbst Lust auf eine kurze #austriantime Auszeit verspüren, kann ich euch dieses Refugium in den Salzburger Alpen nur wärmstens empfehlen: alleine, zu zweit, mit Familie oder aber auch mit euren Hunden! Denn in Summe muß ich sagen: „There are a lot of good people around“! Der Seehof Goldegg, Hofmark 8, 5622 Goldegg am See.
Ein Kommentar zu „#austriantime im Seehof Goldegg“