Ein Weltmuseum für eine Stadt von Welt

Weltmuseum

Ich hatte – ehrlich gesagt – gar nicht geplant gehabt, zur Eröffnung zu gehen. Eine liebe Ex-Kollegin hatte zufällig eine VIP Einladungskarte zur Wiedereröffnung des ehemaligen Völkerkundemuseums, ihr Mann war leider verhindert, so beschlossen wir, gemeinsam zur Eröffnungsfeier zu gehen. Dieser Abend sollte meine Einstellung zum neuen Weltmuseum von Grund auf verändern! Schon beim Betreten war ich – wie bei manch‘ anderem Wiener Museum – von der architektonischen Pracht sowie der Marmoreingangshalle beeindruckt. Nach einem ersten Cocktail hatten wir die Gelegenheit, uns frei durchs Museum zu bewegen und die neu kuratierten Säle zu bewundern. Je länger ich durchs Museum schritt, desto weniger folgte ich dem Gespräch meiner Begleitung, zückte langsam mein iPhone, begann peu à peu die Vitrinen zu fotografieren und tauchte ein in eine Welt der unterschiedlichsten Kulturen.

Das Museum

Ich bin die letzten Jahre selbst beruflich viel gereist und prinzipiell sehr offen für andere Kulturen und Länder dieser Welt. Vielleicht hat das die spontane Faszination für das neue Weltmuseum Wiens für mich ausgemacht. Denn die derzeitige Schausammlung des Museums lädt förmlich ein, auf Weltreise zu allen 5 Kontinenten zu gehen. Sie besteht aus 14 von unterschiedlichsten Kuratoren kuratierten Sälen, welche sich ähnlich einer Perlenkette Geschichte für Geschichte aneinanderreihen. Dennoch hat jeder einzelne Saal seine ganz besondere Note, die sich in den unterschiedlichen Schaukästen und Materialien widerspiegelt. Diese Modernität steht in wunderschönem Kontrast zu den ausgestellten ethnografischen Kunstobjekten.

Besonders interessiert war ich an der Sammlung des Habsburger Thronfolgers Franz Ferdinand, welcher 1892/93 eine Weltreise unternommen und 14.000 Sammlerobjekte mit zurück nach Wien gebracht hatte. Anhand der Karten und der erhaltenen Zitate kann man genau nachverfolgen, wo er überall gewesen ist. Herzstück ist eine alte Pyramide mitten im Raum, die den Sammlerwahn des Thronfolgers noch unterstreicht. Besonders schön sind auch der Japan, China und Brasilien Saal. Oder der Raum mit dem kleinen Dorf in den Bergen. In Wahrheit hat aber jeder einzelne Saal mit seinen gezeigten Exponaten eine gewisse Einzigartigkeit und sollte unbedingt von euch besucht werden. Ich würde keinen einzigen Saal missen wollen!

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Zudem werden nicht einfach nur Kulturen dargestellt, sondern erzählt, warum das Museum überhaupt zu diesen Schätzen gekommen ist. In den weiß gestalteten Räumlichkeiten geht es eher um inhaltliche Diskussionen und Auseinandersetzungen. In jenen mit schwarzem Interieur vielmehr um Sammlungen. Wie ihr an meinen letztendlich spontan entstandenen Schnappschüssen entnehmen könnt, haben mich besonders die ethnografischen Sammlerstücke fasziniert. Besondere Highlights sind sicherlich die Exponate des Weltumseglers James Cook sowie des Naturforschers Johann Natterer.

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Die Eröffnungsfeier

Dennoch war dieser Erstbesuch viel zu kurz, um einen wirklich profunden Eindruck zu erhalten. Ich möchte auf alle Fälle zeitnahe wiederkommen und dann Kulturgeschichte für Kulturgeschichte in Ruhe auf mich wirken lassen. Schließlich mußten wir nach etwa einer Stunde wieder zurück in der Marmorhalle für die Eröffnungsreden sein. Am bewegendsten war sicherlich jene des Museumsdirektors, Steven Engelsman. Selbst Immigrant in Österreich auf Zeit sah man ihm mehr als deutlich die Freude an, dass das Weltmuseum endlich seine Pforten öffnen durfte. Der Zeitpunkt war wie ein Schachzug clever gewählt: am Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages wurde das Museum erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und von unserem Bundespräsidenten höchst persönlich für eröffnet geheißen.

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Die André Heller Show

Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war sicherlich die von André Heller kuratierte Eröffnungsshow mit Künstlern aus aller Welt: Australien, Südafrika, Zimbabwe, Mexiko, Indien und einigen mehr. Auf einer großen Festbühne mitten am Heldenplatz bei etwa 7.500 Besuchern wurde „die Welt quasi auf die Bühne“ gebracht. Besonders beeindruckend für mich der Tanz des überdimensionalen Vogels (symbolisch für die positiven Emotionen des Menschen) mit der großen Schlange (den negativen Emotionen des Menschen), der sich schließlich friedlich auflöste.

Es moderierte auf wirklich beeindruckende Weise Christoph Wagner-Trenkwitz. Adele Neuhauser las zudem zwischen den Musik- und Tanzdarbietungen aus der Literatur Australiens, Indiens, Südafrikas, Mexikos und der Mongolei. Durch die Verschränkung alter Traditionen mit zeitgenössischen Elementen gelang es, den Abend nicht zu einer bloßen Folkloreshow verkommen zu lassen. Ab 21 Uhr sowie auch am Folgetag, dem Nationalfeiertag, stand das Museum für alle Gäste kostenlos offen! 

Ein Familienmuseum 

Das wiedereröffnete Weltmuseum in der Neuen Burg umfasst nicht nur die derzeitige Schausammlung, sondern auch eine Bibliothek, ein Archiv sowie eine große Fotosammlung mit zahlreichen Dokumenten der früheren Reise- und Forschungsfotografie. Ein neues Café, welches man angeblich auch ohne Museumsticket besuchen kann, unterstreicht die Willkommenskultur dieser neuen Begegnungsstätte zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Somit für mich ein Museum für die ganze Familie, in dem man sich stundenlang in den einzelnen Geschichten der Kontinente „verlieren“ kann. Unterstützt von einer Vielzahl an Touch-Screens und Multimedia-Stationen, besonders interessant für unsere Jüngsten.

Zusätzlich wird das Museum mit zahlreichen temporären Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops (auch oder ganz besonders für Kinder!) bespielt.

Ein wahres Weltmuseum für eine Weltstadt wie Wien mitten im Herzen dieser Stadt!

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11 Kommentare zu „Ein Weltmuseum für eine Stadt von Welt

  1. Ein total interessanter Beitrag und fantastische Bilder! So bekomme ich auf jeden Fall Lust, mir das Museum, sollte ich mal in Wien sein, genau anzuschauen 🙂
    Auch die Veranstaltung selbst hört sich an, als wenn Ihr einen tollen Abend verbracht habt.:-)

    Ganz liebe Grüße,

    Tabea
    http://tabsstyle.com

      1. Oh man, ich muss „Euch“ echt mal besuchen! Ganz vorn auf meiner Liste steht allerdings die Spanische Hofreitschule, da ich klassische Reitkunst liebe 😉
        Ganz liebe Grüße zuürck :-*
        Tabea

      2. Ich übrigens auch! 🙂 Die Spanische ist absolut einen Besuch wert (zur Morgenarbeit und zur Abendvorstellung), sehr gute Idee!

  2. Dann schade, dass du das Vienna Ascot Pferderennen im Sept. versäumt hast, das war ein Erlebnis! Next time 😉

    1. Danke dir 😉 Dann sollte Wien aber bald auf deinen Reiseplan, es ist wirklich eine wunderschöne Stadt!

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