Wiens Grands Cafés: beliebte Kaffeehaustradition

Kaffeehaustradition

Wo Wien zuhause ist und die ganze Welt willkommen! Meine Top 10 Kaffeehaus-Tipps (gereiht nach dem Gründungsjahr)

Aktualisiert per Jänner 2020

In keiner Jahreszeit ist es so gemütlich in Wiens traditionellen Kaffeehäusern wie an den kalten, tristen Wintertagen. Die vielen Wiengäste sind nach den Feiertagen wieder abgereist und für uns endlich wieder Platzerln frei. Denn in der naßkalten und nebeligen Zeit, nach einem Spaziergang durch den Schnee(matsch), schmecken die heiße Schokolade (unbedingt mit einer Expraportion Schlag!), der große Braune sowie die vielen Mehlspeisen am herrlichsten! Drum rein ins warme Café, her mit der Tageszeitung und „Herr Ober, eine Melange bitte!“ Begleitet ihr mich in eines der Wiener Grands Cafés und entdeckt mit mir die so berühmte Wiener Kaffeehaustradition?

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich im bekannten Café Landtmann, welches in 2018 sein 145-jähriges Jubiläum feierte. Es bezeichnet sich selbst als das „eleganteste“ aller Wiener Cafés und bezieht dies sicherlich auf die antiken Thonet Kaffeehausstühle, welche noch aus der Kaiserzeit stammen. Oder auf die denkmalgeschützten und mit Stoff kostbar überzogenen Sitzlogen oder gar auf die Spiegel an den Wänden. Letztere sind Überbleibsel aus den goldenen 20iger Jahren und an manchen Abenden gibt es charmante Klaviermusikbegleitung zur berühmten Wiener Melange.

Wahrzeichen und Geschichte des Wiener Cafés

Was macht eigentlich den Flair eines typischen Wiener Kaffeehauses aus? Ich würde sagen es ist ein Potpourri aus mehreren Details:

  • das ganz besondere Interieur mit Marmortischen, Thonet Stühlen, Logen (wie etwa im Café Landtmann) sowie Stilelementen aus der Epoche des Historismus 
  • die etwas schummrige, aber doch sehr gemütliche (Licht)Stimmung
  • der süßliche Mehlspeisengeruch gemischt mit Kaffeeduft schon beim Betreten des Cafés, der auch weniger große Naschkatzen zu „süßen Sünden“ verführt
  • die auf Silbertablett stets mit einem frischen Glas Wasser servierten Wiener Kaffeespezialitäten (darunter die Wiener Melange, der Einspänner oder der große Braune am liebsten in Kombination mit dem traditionellen Wiener Apfel- oder Topfenstrudel und Schlag)
  • die in digitalen Zeiten etwas unhandlich in große Holzrahmen eingespannten Tageszeitungen, welche aber aus einem Grand Café nicht wegzudenken sind
  • die in elegantes Schwarz gekleideten Kellner mit der weißen Stoffserviette über der rechten Hand als Markenzeichen (über die Freundlichkeit oder Keckheit der Wiener „Herrn Ober“ läßt sich allerdings streiten, ein „Küss‘ die Hand gnä‘ Frau“ ist von einem „grantlerten“ Kellner selten ernst gemeint)
  • die wirklich einzigartige Kaffeehausatmosphäre, welche schon früher Philosophen, Dichter und Künstler zum Plaudern, Lesen und Verweilen eingeladen und den berühmten Satz geprägt hat: „Die Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht
  • die vielen Kaffeespezialitäten sowie das umfangreiche Angebot an Torten und Mehlspeisen (so manche Rezepte gehen noch auf die K & K Hoflieferantenzeit  zurück)

Die erste aktenkundliche Erwähnung eines Kaffeehauses in Wien erfolgte bereits am 17. Jänner 1685 und war eng mit der Türkenbelagerung verbunden. An diesem Tag wurde dem Armenier (manche meinen er war Grieche) namens Johannes Deodat das Privileg zum öffentlichen Ausschank von Kaffee erteilt. So richtig beliebt wurde dieses Getränk allerdings erst, als man begann Milch und Zucker hinzuzufügen. Dies verlieh dem typischen Wiener Kaffee erst seinen eigentlichen Charakter!

Nach den Wirren der napoleonischen Kriege schnellte die Zahl der Wiener Kaffeehäuser rasch auf 150 hinauf und das Zeitalter der prunkvoll eingerichteten Grand Cafés brach an. Legendär war zur damaligen Zeit das Silberne Kaffeehaus, in dem man den Kaffee in Silbergeschirr serviert bekam. Obwohl ursprünglich das Kaffeehaus jahrhundertlang reine Männersache war, kam bald die Tradition der weiblichen Sitzkasiererin auf, auch heute noch in der K&K Hofzuckerbäckerei Demel zu sehen.

Später folgten die ersten Theatercafés im Wiener Prater sowie die Garten- und Sommercafés mit dem berühmten Schanigarten. Mit dem Zerfall der Donaumonarchie vor 100 Jahren sowie dem Verlust der Hafenstadt Triest (damals wichtigster Importhafen für Röstkaffee) blühte die Kaffeehaustradition erst richtig auf! Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde schließlich in Wien der Kaffee nicht mehr gekocht, sondern dank modernster italienischer Espressomaschinen zubereitet. Die letzte große Veränderung der Wiener Kaffeehauskultur erfolgte – aus meiner Sicht – schließlich in den letzten 3 Jahren, als sich plötzlich zu den Wiener neue, moderne und trendige französische Cafés dazugesellten, welche ganz besonders die Jugend ansprechen. Hier schließt sich nun wieder der Kreis, denn immerhin war es Marie Antoinette, welche 1770 ihren eigenen Wiener Bäcker und somit das berühmte Croissant nach Paris brachte und nicht umgekehrt.

Meine favorisierten Wiener Traditionskaffeehäuser 

1.) K&K Hofzuckerbäckerei Demel 

Definitiv das traditionellste und somit älteste Wiener Kaffeehaus unter all‘ meinen Tipps, dessen Zuckerbäckerkünste auf das Jahr 1786 zurückgehen. Als Kaiser Franz Joseph I im Jahre 1887 die gesamte Stadtbefestigung abreissen ließ und das alte Hoftheater sowie alle angrenzenden Gebäude der Spitzhacke zum Opfer fielen, übersiedelten die Brüder Demel auf den heutigen Standort am Kohlmarkt. Auch dieser feierte im Jahre 2018 bereits sein 130-jähriges Jubiläum. Für mich ist das Café Demel ob seiner historischen Einrichtung, seiner wirklich sehenswerten Schaukonditorei im Erdgeschoss sowie seiner großen Auswahl an süßen Mitbringseln aus Wien (darunter Sisis geliebte kandierte Veilchen oder die Demel Katzenzungen) eines meiner Lieblingscafés. Egal ob ich Besuch von Freunden aus dem Ausland habe oder kurz auf eine schnelle Wiener Melange am antiken Tresen selbst vorbeikomme, stets nehme ich den berühmten Demel Striezel mit Mandelsplitter zum Frühstück der kommenden Tage mit.

Café Demel, Am Kohlmarkt 14, 1010 Wien

2.) Café Mozart 

Eine meiner jüngsten Neuentdeckungen unter all‘ meinen Kaffeehaus-Tipps! Zu meiner eigenen Schande muß ich gestehen, dass ich seit Jahren in Wien lebe und regelmäßig am Weg in die Wiener Innenstadt an diesem traditionellen Café vorbeigehe, es aber bis zu diesem Bericht nie zuvor besucht hatte. Oft waren es auch die Warteschlangen an Touristen vor dem Eingang, die mich abschreckten. Dabei zählt das Café Mozart mit seinem Gründungsjahr in 1794 zu den ältesten, aber auch beliebtesten Kaffeehäusern Wiens. Dennoch hat es eine bewegte Geschichte hinter sich, wechselte oft den Besitzer sowie seinen Namen, war aber immer schon beliebter Treffpunkt von Literaten und Künstlern. Nicht selten – besonders in der Zeit Metternichs – unter besonderer Aufsicht der Polizei, denn es war durchaus üblich, dass die politischen Gespräche der Literaten und Künstler hin und wieder von Spitzeln belauscht wurden. In den 1920er Jahren gesellten sich schließlich die Philharmoniker, Sänger und Angehörigen des Opernballetts zu den Stammgästen, denn das Kaffeehaus, welches erst im Jahr 1929 seinen Namen Mozart erhielt, liegt genau hinter der Wiener Staatsoper.

Für mich hat es alles, was zu einem typischen Grand Café dazugehört: eine historische Einrichtung mit Holzvertäfelung, wunderschönen Stoffbezügen, Lustern, Spiegeln, einer großen Mehlspeisenvitrine sowie einem sonnigen Schanigarten mit Blick auf die Albertina. Angeblich Wiens allererster Schanigarten. Das Atout: überraschend freundliche Kellner bestens geübt im „Wiener Schmäh“. Ich selbst komme ab sofort jetzt öfter hier vorbei. Ich finde das Café ideal für kleinere Geschäftstermine, sei es zum Frühstück oder zum Lunch.

Café Mozart, Albertinaplatz 2, 1010 Wien

3.) Café Sacher

Dieses Café ist wahrscheinlich dank der berühmten Sachertorte nach wie vor das bekannteste und unter Wiengästen das meist besuchte Wiener Kaffeehaus mit einer Tradition zurückgehend auf das Jahr 1832. Nachdem es aus diesem Grund oft schier unmöglich ist, einen Platz im Sacher Café zu bekommen, empfehle ich viel lieber das neue und modernere Sacher Eck, welches erst vor einem Jahr eröffnet hat. Es bietet auf zwei Etagen einen herrlichen Blick auf die Wiener Staatsoper sowie die Ringstrasse und erinnert mit seinem dunkelroten Samt, dem vielen Gold und die nicht minder köstliche Mehlspeisenvitrine an die kaiserliche Zeit zurück. Mit ein bißchen Glück (mein Freund und ich probieren es immer wieder!) bekommt ihr aber auch spontan ein Plätzchen in der berühmten Blauen Bar des Hotels oder dem Roten Salon davor, wo ausnahmsweise ebenfalls die beliebte Torte serviert wird.

So traditionell dieses Haus vielleicht erscheinen mag, so innovativ ist sein Management, denn seit Ende 2018 kann die Sachertorte weltweit sogar via App bestellt und bezahlt werden. Somit bietet das Hotel Sacher als erstes österreichisches Gastro-Unternehmen bargeldloses Zahlen via Smartphone an.

Café Sacher, Philharmoniker Straße 4, 1010 Wien

4.) K&K Hofzuckerbäcker Gerstner

Seit über 170 Jahren verführt auch die Hofzuckerbäckerei Gerstner seine Klientel mit traditionellen Süß- und Mehlspeisen. Anlässlich des Jubiläums wurde das Haus in der Kärntner Straße 51 (gleich vis-à-vis der Staatsoper) komplett renoviert und mit einem sehr netten Shop und Café im 1. Stock wiedereröffnet. Vom Stil und dem Interieur her erinnern mich beide übrigens sehr an Ladurée und die Stadt Paris! Hier kann man in sehr imperialem Stil süße Mitbringseln shoppen oder Kaffee & Kuchen genießen. Sehr nett ist auch die Schlumberger Bar zum Aperitif nach einer Shopping Tour in der Wiener Innenstadt. Das ganz besondere Highlight (vor allem für Wienbesucher) ist allerdings der 2. Stock, welcher untertags bis 17.30 Uhr für Lunch oder Nachmittagskaffee genutzt werden kann. Die Räumlichkeiten sind an Opulenz und kaiserlichem Stil kaum zu übertreffen und wirklich sehr beeindruckend. Mein persönlicher Geheimtipp: der Gerstner Brunch am Sonntag!

K&K Hofzuckerbäckerei Gerstner, Kärntner Straße 51, 1010 Wien

5.) Café Schwarzenberg

Durch das Gründungsjahr 1861 ist dieses Café Wiens ältestes Ringstraßencafé und besticht ebenso wie die anderen traditionellen Kaffeehäuser durch seine einzigartige Einrichtung. Leider wurde diese während des 2. Weltkriegs komplett zerstört, nur ein Spiegel ist ein letztes Relikt aus dem ursprünglichen Café. Auch hier gibt es noch begehrte Logenplätze direkt an den Fenstern und wenn es draußen im Schanigarten zu kühl sein sollte, so hat man auch drinnen einen herrlichen Blick auf den Schwarzenbergplatz sowie den Ring.

Die servierten Kaffeespezialitäten sind heute alle aus Fair Trade Qualität, das Teeangebot zur Überraschung mancher Gäste besonders groß und viele schätzen – neben der großzügigen Mehlspeisenvitrine – die Schmankerln aus der Wiener Küche. Letztere soll ein besonderer Gast – niemand geringerer als Josef Hoffmann, Mitbegründer der Wiener Werkstätte – bevorzugt haben, obwohl es nie ein Künstler- oder Literatencafé gewesen ist. Man vermutet, dass etliche seiner Entwürfe damals im Schwarzenberg entstanden sind, man sah ihn oft Skizzen auf kariertes Papier zeichnen, was ihm den Namen „Quadratel Hoffmann“ eingebracht hat. Ich selbst mag dieses Café besonders wegen des dargebotenen Kulturprogramms bestehend aus Vernissagen, Konzerten oder Lesungen, aber auch wegen der sehr netten Idee eines Jazz Frühstücks!

Café SchwarzenbergKärntner Ring 17, 1010 Wien

6.) Café Landtmann

Gegründet 1873 hätte dieses Grand Café am Ring auch so manche Geschichte zu erzählen! Es ist definitiv alleine schon durch das historische Interieur eines der traditionellsten und typischen Wiener Kaffeehäuser. An manchen Abenden gibt es sogar charmante Klaviermusikbegleitung zur berühmten Wiener Melange. So sehr hier aber die Kaffeehauskultur hoch gehalten wird, so sehr bemüht sich dieses Grand Café andererseits auch um Modernität. So entstand vor einigen Jahren ein moderner Wintergarten, der den Blick auf das wunderschöne Burgtheater sowie das Wiener Rathaus mit seinem Park freigibt. Im Sommer wird die große Terrasse vor dem Café zu einem der beliebtesten Treffpunkte der Wiener/Innen, im Winter Teil des weihnachtlich geschmückten Areals rund um den Rathausplatz. Der ganze Stolz ist allerdings die Patisserie mit dem Original Wiener Apfelstrudel sowie dem Klassiker, der luftig-leichten Maroniblüte in der herbstlichen Mehlspeisenvitrine.

Ein sehr beliebter Treffpunkt nicht nur bei Wiens Politikern, sondern auch bei den Burgschauspielern aus der Nachbarschaft.

Café Landtmann, Universitätsring 4, 1010 Wien

7.) Café Central

Als Herr von Ferstel von einer äußerst inspirierenden Italien-Reise nach Wien zurückkehrte und in den Jahren 1856 – 1860 das prunkvolle Gründerzeit-Palais basierend auf der venezianischen und florentinischen Trecento-Architektur erbauen ließ, wurde es schnell zum schönsten Gebäude Wiens. Das schließlich im Jahre 1876 eröffnete Café Central im Palais Ferstel trägt noch heute das Atout, das optisch schönste aller Wiener Traditionskaffeehäuser zu sein. Bei wirklich beeindruckender Architektur, den vielen filigranen Säulen sowie vor den Gemälden des jungen Kaiserpaares genießt man alte Wiener Kafeehaustradition vom Feinsten. Dank seiner berühmten Gäste aus Kunst, Literatur, Politik und Wissenschaft wurde es bald nicht nur als Café, sondern als „Weltanschauung“ bezeichnet. Zu den berühmtesten Centralisten zählten einst Alfred Polgar, Sigmund Freud, Adolf Loos oder Stefan Zweig.

Wurde einmal nicht intellektuell debattiert, spielte man Schach oder wurde zu so manchem Herzensbrecher. Diese Aura der Vergangenheit ist auch heute noch spürbar und ein irrsinniger Touristenmagnet mit langen Warteschlangen vor der imposanten Eingangstür. Mein Tipp daher schon morgens um 8 Uhr den ersten Wiener Kaffee mit einem Glas Wasser und Mehlspeise zu genießen, durch eine Tageszeitung zu blättern, mit dem Herrn Ober zu scherzen und das Central auf sich wirken zu lassen. Übrigens: der „verkehrte“ Kaffeelöffel über dem Wasserglas wird noch heute nach alter Habsburger Tradition so serviert und bedeutet, dass das Wasser frisch ist.

Café Central im Palais Ferstel, Herrengasse 14, 1010 Wien

8.) Café Sperl

Obwohl auch das berühmte und erstmals 1880 geöffnete Sperl mittlerweile einer Generalsanierung unterzogen wurde, ist in diesem traditionellen Wiener Café immer noch die Patina der alten Zeiten zu spüren, was es zu einem meiner Lieblingscafés macht. Besonders für kleine Wiener Imbisse am Nachmittag oder frühen Abend, sei es im Café oder im schönen Gastgarten. Besonders empfehlenswert auch die hauseigene Sperl Torte! Die historische Theke, die Logenplätze mit den Polsterbezügen oder die Billardtische (meist voller Tageszeitungen und Zeitschriften) in der Mitte des Raumes erinnern an die Kaffeehaustradition von einst. Früher „lebten“ förmlich Architekten, bildende Künstler, Musiker, Komponisten oder Schauspieler im beliebten Sperl. Als ab 1890 die Operette die Wiener/Innen begeisterte und wie heute auch damals das Raimund Theater sowie das Theater an der Wien die Hauptbühnen waren, gesellten sich auch Operettensänger unter die Stammgäste. Heute sind es die Literaten und Musicalstars des Theaters an der Wien, welche den Stammtischkreis dieses Cafés erweitern.

Übrigens wurde das Sperl 1988 vom englischen Star-Gastrokritiker Roy Ackerman zum „Coffeehouse of the Year“ unter 200 weiteren europäischen Kaffeehäusern gewählt!

Café SperlGumpendorfer Str. 11, 1060 Wien

9.) Conditorei Sluka

Meine absolute Neuentdeckung ist die Conditorei Sluka in der Kärntner Straße. Ein absolutes Jugendstil-Juwel. Ursprünglich wurde diese bekannte Wiener Konditorei 1891 von Wilhelm Josef Sluka am heutigen Rathausplatz 8 in einem Ringstraßen-Palais der Gründerzeit eröffnet und erlangte schon bald Weltruhm. Innerhalb kürzester Zeit war es ihm und seiner Gattin Josefine gelungen, zur führenden „kaiserlichen“ Konditorei Wiens aufzusteigen. Denn bereits 1899 wurde sein Bemühen mit der Verleihung des „K&K Hoflieferanten-Titels“ belohnt. Das Café, ausgestattet in einfacher, aber vornehmer Eleganz mit den berühmten Thonet Kaffeehausstühlen, wurde somit rasch zum Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Kaiserin Elisabeth oder Oskar Kokoschka wussten die Güte, das Handwerk und die Exklusivität ebenso zu schätzen wie die Minister und Abgeordneten des benachbarten Parlaments, die Herren des Rathauses, die Schauspieler und Regisseure des K&K Hofburgtheaters, der Adel und das Bürgertum. Auch dieses Café wechselte im Laufe der Jahre seine Besitzer, büßte aber nie an Beliebtheit ein.

Ganz nach dem Leitspruch „Altes erhalten, Neues kreieren“ übernahmen die heutigen Eigentümer vor wenigen Jahren die ehemaligen Räumlichkeiten des Wiener Luxusrestaurants „Zu den 3 Husaren“ im Palais Pereira sowie des Café Zwieback. Bei den aufwendigen Renovierungsarbeiten entdeckte man kostbarste Jugendstilarbeiten an Decke und Wänden im wunderschönen Lichthof, restaurierte diese und gab den Räumlichkeiten den „Glanz der alten Zeiten“ zurück. Das traditionelle Zuckerbäckerhandwerk wird seither einerseits durch ein sehr stilvolles Interieur mit antiken Jugendstil-Lampen und kostbaren Stoffen der Firma Backhausen (mit dem Muster des Daches des Wiener Stephansdoms) und andererseits durch innovative Mehlspeisenkreationen unterstrichen. Meine persönliche Empfehlung wäre daher nicht nur das Wiener Frühstück, sondern ganz besonders die Slukatorte, die Palatschinkentorte sowie die – anlässlich des Beethoven-Jubiläumsjahres kreierte – Fideliotorte.

Conditorei Sluka, Kärntner Straße 13 – 15 (Tipp: Eingang Weihburggasse!), 1010 Wien

10.) Café Westend

Im Jahre 1895 eröffnet erstrahlt dieses Café direkt gegenüber dem Westbahnhof seit dem 1. September 2018 in neuem Glanz, ohne den Alt-Wiener Kaffeehausflair zu verlieren. Die Wände erhielten einen neuen Anstrich, die Polstermöbel einen neuen Bezug und die Speisekarte wurde der heutigen Nachfrage angepaßt. Dennoch erinnert vieles an ein traditionelles Kaffeehaus: so auch das große schwarze Klavier in der Mitte, die Tageszeitungen in den Holzrahmen oder die manches Mal etwas gestresste Art des jungen Herrn Ober. Besonders erwähnenswert ist die restaurierte Stuckdecke mit den wunderschönen Lobmeyr Lustern: ebenfalls traditionelle Wiener Handwerkskunst vom Feinsten! Die Speisekarte bietet heute für jeden etwas und enthält viele Wiener Schmankerln. Ich selbst nutze das Café gerne vor einer Reise mit dem Zug. Überhaupt trifft man hier sehr viele Reisende, egal, ob sie zu früh für die Abfahrt dran sind oder ihren Zug bereits verpaßt haben. Jedenfalls eine nette Bahnhofsatmosphäre respektive eine nette Location für ein Wiener Frühstück am Sonntag.

Café WestendMariahilfer Straße 128, 1070 Wien

6 Kommentare zu „Wiens Grands Cafés: beliebte Kaffeehaustradition

  1. Liebe Birgit,

    was für ein schöne Überblick über Eure tollen Kaffeehäuser! Drei davon kenne ich ja bereits und muss sagen, dass sich dort ein Besuch absolut lohnt! Ich schwärme immer noch von der Torte bei Gerstner und dem Kaiserschmarren im Café Central. Aber auch die Einrichtungen sind einfach einzigartig!
    Hach, wenn ich wiederkomme habe ich ja dann noch einiges aufzuholen – und dann freue ich mich, eine Melange in gemütlicher Atmosphäre zu trinken. Natürlich auch gern wieder mit Dir!

    Ganz liebe Grüße aus Hamburg,

    Tabea

    1. Liebe Tabea,

      das freut mich zu lesen! Die restlichen Grands Cafés entdecken wir dann zusammen bei deinem nächsten Wienbesuch 🙂

      Schneegrüße aus den Bergen!
      Birgit

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