Eine Kunst- & Kulturreise nach Venedig

Venedig

Nachdem ich euch bereits über die absoluten „Places-to-be“ bei einer Kurzreise nach Venedig mit den schönsten Fotomotiven erzählt habe, entführe ich euch heute in ein Venedig der Kunst, Musik & Kultur. Denn alleine der Canal Grande ist ein wahres Paradies an Museen und Palazzi als ästhetischer Rahmen für Ausstellungen und Privatsammlungen. Nachdem es leider die Zeit bei einer Städtereise selten erlaubt, „alles“ zu sehen, habe ich euch meine persönlichen Geheimtipps für ein facettenreiches Kulturprogramm zusammengestellt, welches den Bogen spannen soll zwischen der für Venedig so bedeutsamen Renaissance über die Blütezeit der italienischen Oper bis hin zu zeitgenössischer Kunst des 20. Jahrhunderts sowie Handwerkskunst in seiner Vollendung. Taucht ein in ein Venezia von Tintoretto, Giuseppe Verdi, Picasso und Muranoglas und entdeckt mit mir Venedigs jüngstes Highlight, die Homo Faber!

Seit vielen Jahren steht die Lagunenstadt nicht nur für Romantik pur in einer der venezianischen Gondeln auf den kleinen Wasserkanälen oder für ausnahmslos schöne Baukunst. Venedig steht auch für zwei mediale Großereignisse, nämlich die berühmten Filmfestspiele sowie die Biennale Archittetura. Nun hat sich ein drittes internationales Event auf absolutem Topniveau dazugesellt: im September fand erstmals die Luxusausstellung #homofaber2018 zu europäischer Handwerkskunst in einem ehemaligen Kloster der Insel San Giorgio Maggiore mit Direktblick auf San Marco statt.

Meine persönlichen Insidertipps an Kunst & Kultur

1.) Homo Faber Ausstellung

Auf Initiative der Michelangelo Foundation hin, zu deren Mitgründern auch der Chef der Richemont-Gruppe, Johann Rupert, gehört, wurde hier auf äußerst anmutende und respektvolle Art und Weise Kreativität sowie Qualität des Handwerks fantastisch in Szene gesetzt. Dies teils durch traditionelle handwerkliche, teils durch innovative Präsentationstechniken von Ateliers über Mini-Workshops bis hin zu Virtual Reality. In 8 verschiedenen Ausstellungsbereichen wurde den verschiedensten Facetten der Handwerkskunst eine entsprechende Bühne geboten, darunter den Themen Handwerk im Luxus, Handwerk in der Mode sowie Handwerk in der zeitgenössischen Kunst.

Venedig
Copyrights © Viennissima

„Quality craftsmanship is the hidden face of design“! (Stefano Micelli)

So fanden sich dort nicht nur viele kleine Manufakturen und Designer, sondern auch namhafte Luxusmarken mit ihren handwerklichen Künsten wie die Hermès Sattlerei, die Nymphenburger Porzellanmalerei, die Lesage Embroidery Werkstätte, die Cartier sowie Van Cleef & Arpels Jewellery Künstler und viele weitere Marken. Als einziges österreichisches Traditionsunternehmen wurde die Glas- und Lustermanufaktur J.&L. Lobmeyr aus Wien eingeladen, ihre einzigartige Technik der Kupferradgravur auf Glas zu zeigen. Besonders elitär waren für mich der Fashion Pavillon in einem ehemaligen Schwimmbad mit Haute Couture Kleidern sowie eine etwa 80 Jahre alte Segelyacht aus reinem Holz in Italien gefertigt und heute in Besitz der italienischen Uhrenmarke Panerai.

Abschließend muß ich anerkennend zugeben, dass nicht nur die gezeigten handwerklichen Kunstobjekte sowie die zur Schau gestellten Handwerkskünste absolut beeindruckend waren, sondern auch die luxuriöse und kostspielige Inszenierung. Und natürlich die wirklich einmalige Location! Dazu das Glück mit dem andauernden spätsommerlichen Wetter. Traditionelles Handwerk in den historischen Räumlichkeiten eines alten Klosters, seinem Innenhof sowie Garten zu sehen – und dies stets mit Blick auf die türkisblaue Lagune – ist schon atemberaubend! Aufgrund des großen Erfolges soll diese Ausstellung in zwei Jahren wiederholt werden. Anfang Oktober wurde Venedig als abermaliger Austragungsort über die sozialen Medien bereits bestätigt. Schade, ich hätte mir dieses Event auch sehr gut für die Kunst- und Kulturstadt Wien vorstellen können!

Homo Faber, Isola San Giorgio Maggiore, Venedig

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2.) Sonderausstellung 500 Jahre Tintoretto

Anläßlich des sich in 2019 zum 500. Mal jährenden Geburtstages von Venedigs großem Meister Jacopo Tintoretto aus dem 16. Jahrhundert zeigt der Dogenpalast eine umfassende Jubiläumsschau. Als Revolutionär der Renaissance bekannt verwendete der junge Tintoretto neue Stilmittel wie plastische Figuren in verdrehten Posen, dramatische Perspektiven sowie eine bis dahin nicht bekannte Raumtiefe. Überhaupt drehte sich viel in seinem künstlerischen Schaffen um Studien des menschlichen Körpers sowie um die neue Farbenpracht und deren Erhalt in seinen Werken. Dabei strotzt der Dogenpalast selbst in unzähligen Räumlichkeiten von einzigartigen Tintoretto Gemälden.

Als große Teile des Palastes einem Feuer zum Opfer fielen, darunter auch viele Tintoretto Bilder, wurde der Dogenpalast originalgetreu wieder aufgebaut und Tintoretto stellte mit Hilfe zahlreicher Assistenten sowie seinem Sohn Domenico seine Werke wieder her. Der Palazzo Ducale ist schon von außen ein Juwel. Allerdings bei einem Besuch von innen kommt man eigentlich nicht mehr aus dem Staunen heraus! Eine malerische Zeitreise viele Jahrhunderte zurück in ehemalige Kunstepochen vom Feinsten! Solltet ihr nach diesem Museumsbesuch etwas müde sein, erwartet euch beim Ausgang (gleich neben dem schönen Innenarkadenhof) ein nettes Museumscafé.

Ein Highlight des Palazzos ist auch die Besichtigung der berüchtigten Seufzerbrücke, von welcher aus ihr die unzähligen Touristen auf dem gegenüberliegenden Ponte sehen könnt, welche tagtäglich versuchen, von der berühmten Brücke ein Foto zu erhaschen. Eines der beliebtesten Venedig Bilder! Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Januar 2019 zu sehen.

Palazzo Ducale, Markusplatz 1, Venedig

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3.) Peggy Guggenheim Museum

Lust auf Picasso und Mirò? Dann ist es Zeit für ein weiteres kulturelles „Must-see“, nämlich die Peggy Guggenheim Collection im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande, dem letzten Wohnsitz vor ihrem Tod. Für mich ein sehr modern wirkender und heller Palazzo, welcher eine perfekte Bühne für die Privatsammlung dieser US-amerikanischen Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin bildet und ihre Vorliebe für die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts zeigt. Von der Dachterrasse aus, welche auch für private Events gemietet werden kann, hat man übrigens einen herrlichen Blick in beide Richtungen über den Canal Grande. Das Museum zeigt heute neben der privaten Sammlung, welche sich von Pablo Picasso, über Max Ernst, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian bis hin zu Hans Arp und weiteren Künstlern erstreckt, auch zeitgenössische Ausstellungen.

Über den Innenhof gelangt man in ein weiteres Gebäude, in dem noch heute die Kunstwerke sowie erste Entwürfe des Kunstpavillons für die Biennale in Venedig zu sehen sind, auf welcher Peggy Guggenheim 1948 ausstellte. In Summe eine sehr schöne und sehenswerte Privatsammlung, welche leider in den 60iger Jahren moderner Kunst endet. Denn ab diesem Zeitpunkt entwickelte die Mäzenin eine Abneigung gegen Pop-Art sowie die stark gestiegenen Preise auf dem Kunstmarkt und stellte ihre Sammlertätigkeit spontan ein.

Begraben ist Peggy Guggenheim im Innenhof des Palazzo zusammen mit ihren 14 geliebten Hündchen. Ich selbst war vom Museum sehr begeistert, jedoch von der Grabstätte sehr enttäuscht. Der Prunk und Reichtum an moderner Kunst stand für mich in zu starkem Widerspruch zu einem komplett nüchternen Grab, auf dem nicht einmal eine Kerze noch Blumen standen. Ansonsten ist die Ausstellung absolut sehenswert inklusive einem kleinen Museumscafé und Kunstshop. Besonders schön ist aber das Künstlerviertel rund um das Museum und ich empfehle euch unbedingt durch die engen Gassen mit Kunstgalerien und Shops zu spazieren.

Peggy Guggenheim Museum, Dorsoduro 701-704, Venedig

4.) Gran Teatro La Fenice

Dieses heute größte Opernhaus Venedigs mit der angeblich modernsten Bühnentechnik der Welt kann untertags – vor Vorstellungsbeginn – auch von Venedigbesuchern besichtigt werden und ist ein wahrer Geheimtipp. Hierfür empfehle ich euch unbedingt den kostenlosen Audio Guide, denn die Geschichte zum wunderschönen Teatro sowie seinem Namen ist wahrlich hörenswert. Während des Besuchs, wo ihr euch völlig frei bewegen könnt, gelangt man auch hinter die Kulissen sowie in die berühmte Kaiserlodge. Dem heutigen Opernhaus war ein großer Brand 1774 vorausgegangen, bei dem die damals bedeutendste Oper Venedigs, das Teatro San Benedetto, komplett zerstört wurde. Das neue Opernhaus wurde schließlich im Mai 1792 eröffnet und in Anspielung auf die Brandkatastrophe „La Fenice“ (italienisch für Phönix) genannt.

In den Folgejahren wurde die Bühne schnell eine der bedeutsamsten Italiens und Europas und erlebte zahlreiche Uraufführungen, darunter der berühmte Rigoletto oder La Traviata, beide von Giuseppe Verdi. In den Jahren danach fiel aber auch La Fenice zweimal dem Feuer zum Opfer, zuletzt 1996 bei Sanierungsarbeiten und brannte schließlich bis auf die Grundmauern ab. Im Dezember 2003 wurde das Haus zunächst mit einem Konzert des Orchestra del Teatro La Fenice unter der Leitung von Riccardo Muti als Konzertsaal eröffnet, im November 2004 konnte nach Fertigstellung der weltweit modernsten Bühnenmaschinerie auch der Opernbetrieb wieder aufgenommen werden. Auf dem Programm stand La traviata von Verdi unter der Leitung von Lorin Maazel.

Das heute im Barockstil sehr kunstvoll gebaute, in einem zarten, pastelligen Blau eingerichtete und mit Muranoglas-Lustern ausgestattete La Fenice hat aber auch andere Geschichten zu erzählen. Spannend fand ich die Erzählungen rund um die Kaiserlodge, welche mindestens zweimal abgerissen und in kürzester Zeit unter der Habsburger Herrschaft wieder errichtet worden war, je nachdem wer gerade an der Macht war.

Teatro La FeniceCampo San Fantin 1965, Venedig

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5.) Murano und Burano

Mein Freund hatte mich bei unserer Venedigreise mit 3 Tagen Segelboot überrascht, sodass wir genügend Zeit auch für die umliegenden Inseln zum Erkunden hatten, wobei der Lido (darüber hatte ich euch bereits erzählt), Murano und Burano am interessantesten sind. Burano ist eine der größeren und der am dichtesten besiedelten Inseln in der Lagune von Venedig. Man erkennt die Insel schon von Weitem am schiefen Campanile, welcher fast schon umzukippen droht sowie an den vielen, kleinen bunten Häuschen. Eigentlich handelt es sich bei Burano um eine Gruppe von vier eng beisammen liegenden und durch acht Brücken verbundenen Inseln. Bekannt ist diese Insel durch die Spitzenstickerinnen, welche noch heute Spitzen in der aufwendigen Nadelspitzen-Technik Reticella aus dem 16. Jahrhundert herstellen.

Mir persönlich gefiel Murano hingegen besser, Burano war mir viel zu touristisch! Nun findet man auch auf der Insel Murano – bekannt geworden durch die traditionelle Glasbläserkunst mit dem Gütesiegel „made in Murano“ – zahlreiche Touristen. Aber entweder verteilt es sich besser oder aber ich war durch die vielen kleinen Manufakturen, wo nach antiker Tradition des Römischen Reiches Muranoglas geblasen wird, geblendet. Ähnlich wie Venedig weist Murano eine Reihe von Kanälen auf, die von Brücken überspannt werden, welche die einzelnen Inseln miteinander verbinden. Dazwischen fließt der große Canal Grande di Murano, welcher auch mit dem Segelschiff befahren werden darf. Mein Tipp wäre unbedingt auch eine Glasblasfabrik zu besuchen, es finden immer wieder kurze und sehr interessante Demonstrationen statt. Zudem bieten die vielen Geschäfte unzählige Gelegenheiten zum Shoppen typisch venezianischer Handwerkskunst als Souvenir.

Solltet ihr meinen ersten Reisebericht zu meinem Venedigtrip noch nicht gelesen haben, so findet ihr unter „Die schönsten Fotomotive von Venedigweitere zahlreiche Insidertipps zu Attraktionen der Lagunenstadt.

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