Impressionen von der Mailänder Designweek

Mailänder Designweek

#austriandesign: Kunst, Handwerk, Funktion und Design

Wart ihr schon einmal persönlich bei der international bedeutendsten Designmesse, der Salone del Mobile, in Mailand? Bestimmt habt ihr schon davon gehört! Ich selbst kenne und liebe Mailand vorwiegend für seine Mode und Kunst, daher stand der Besuch dieser Möbelmesse schon seit längerem auf meiner Reiseliste. Nachdem ich nicht das Geld für ein teures und überbezahltes Hotel ausgeben wollte, machte ich einen Tagesausflug in die Stadt des Designs und konzentrierte mich ausschließlich auf die Kunstinstallationen im angesagten Stadtteil Brera. Dieser – eigentlich bekannt für seine vielen kleinen no name Boutiquen, Läden, Galerien und Bars – verwandelt sich während der Mailänder Designweek zur sogenannten Fuorisalone und besticht durch diverse Outdoor Inszenierungen, aber auch geniale Pop-up Showrooms. Hauptfokus war allerdings der Besuch der beiden österreichischen Traditionsunternehmen Steininger Designers und Lobmeyr Lighting, welche beide bei diesem international so wichtigen Event ihre ganz persönlichen Weltneuheiten präsentierten.

Vom 9. bis 14. April 2019 war es endlich wieder soweit! Die Stilmetropole Italiens lud zur diesjährigen Mailänder Designweek ein und ich entschied, spontan vorbeizuschauen. Bei einer mittlerweile auf die ganze Stadt verteilten Ausstellungsfläche mit zahlreichen Events tat ich gut daran, bequeme (aber modische) Schuhe, Sonnenbrille, große Handtasche (für all‘ die Prospekte und Presseunterlagen) sowie einen klaren Plan in meinem Handgepäck dabei zu haben…

Kunstinstallation von Gaetano Pesce vor Mailänder Dom

Erste Station meines Tagesausflugs war die berühmte Piazza Duomo, welche für die jährlichen Kunstinstallationen während der Salone del Mobile bekannt ist. Die Ehre fiel dieses Jahr auf den bekannten italienischen Designer und Architekten Gaetano Pesce, welcher mit einem übergroßen Up Chair das 50-jährige Jubiläum seines Ikonen-Sessels „Up5&6“ feiern und gleichzeitig auf die weltweite Gewalt gegen Frauen hinweisen wollte. Dies stieß allerdings nicht nur auf Anerkennung, sondern teils auch auf Kritik seitens des Publikums. Denn zu sehen war ein übergroßer rosa Sessel, der von Pfeilen durchstochen war und von wilden Tieren angegriffen wurde.

Aufgrund der Massen an Menschen, welche alle gleichzeitig eigentlich das Kunstwerk, nicht die ungewollte Provokation fotografieren wollten sowie das Bewusstsein auf einer Möbelmesse zu sein, haben mein eigenes Empfinden etwas gedämpft. Ich sehe in manchen Kunstausstellungen weit schockierendere Kunst mit der Aufgabe zum Nachdenken anzuregen. Aber dieses Thema wäre einmal einen eigenen Blogpost wert! Drum spazieren wir weiter zum Design District Brera…

Präsentation der neuen Designküche FOLD von Steininger Designers

Besonders neugierig war ich auf die neue Küche von Martin Steininger, welche er selbst aufgrund ihrer Hightech-Funktionalität als Weltneuheit bezeichnete. Schon seit Jahren für klares, schlichtes und puristisches Küchendesign in seiner oberösterreichischen Manufaktur bekannt, blieb er auch bei der Küche FOLD seinen Prinzipien vollstens treu. Gemäß seinem persönlichen Glaubenssatz „Ästhetik ist Funktion“! Denn der Küchenblock besticht nicht nur durch eine klare, elegante Formensprache im Design, sondern vor allem durch wirklich gefinkelte, gut durchdachte Funktionalität.

So lassen sich beispielsweise sämtliche eingebaute Laden (für Kochtöpfe, Besteck und sonstiges Kochzubehör) nebst der eigentlichen Kochfläche und einer kleinen Bar durch Sensorik lautlos öffnen und wieder schließen. Das Design selbst erinnert an die Falttechnik von Papier, wirkt aber sehr robust und spielt dank seiner Oberfläche aus Tombako (einer in Gold schimmernden Messingsorte) köstlich mit dem Licht. Das Küchenmodell soll künftig auch in anderen Metallen und Legierungen erhältlich sein und erwirbt stets – wenn auch computerbasiert – seinen letzten Schliff in reiner Handarbeit.

Für meine Altbauwohnung wäre FOLD vielleicht ein wenig zu markant im Raumdesign, aber der immense 32 Zoll Touchscreen mit all‘ seinen Funktionen hat mich schon schwer beeindruckt! So seid ihr mit dem sogenannten M.Pod Table direkt mit dem Internet verbunden und könnt diverse Funktionen während des Kochens nutzen. Somit gibt es die Möglichkeit, fehlende Lebensmittel in diversesten Online Shops nachzubestellen, neue Kochrezepte herunterzuladen, eure persönliche Lieblingsmusik zu hören, die Gebrauchsanweisung der Küchengeräte zu lesen oder über Social Media zu chatten. Und sollte es der Family – ganz besonders den Kids – zu lange dauern mit dem Kochen, so können sie einstweilen diverse Online Spiele spielen. Oder der Herr Papa ein Fußballmatch verfolgen. Eine sehr coole Idee, um der Küche als neuen Lebensmittelpunkt vieler Familien eine noch höhere Attraktivität zu verleihen. Ihr würdet diese Kücheninnovation gerne einmal selbst erleben? Laut Herrn Steininger ist FOLD nun im Anschluß an die Mailänder Möbelmesse bald auch im Wiener Showroom am Ring zu sehen!

Steininger Designers, Schauraum Wien, Schubertring 4, 1010 Wien

Mailand_Pleasures & Treasures-1

Smarter Lobmeyr Luster THE KNIGHT feiert Weltpremiere

Nicht minder fasziniert war ich von der Lancierung des neuen Lobmeyr Lusters im Zuge der #austriandesign Präsentation in der Sala Reale, einem exklusiven, ehemaligen königlichen Warteraum an der Stazione Centrale. Unter dem Motto Pleasure & Treasure präsentierten etwa 40 österreichische Designer/Innen ihre jüngsten Kreationen zu sämtlichen Facetten des Interior Designs. Darunter auch die Wiener Traditionsbetriebe für hochwertige Handwerkskunst, J. & L. Lobmeyr sowie die Wiener Silber Manufaktur. Organisiert wurde dieses Event von Advantage Austria, einer Initiative der Wirtschaftskammer. 

Während wir wahrscheinlich mehr oder weniger alle die Firma Lobmeyr mit traditionellen (Kristall)Lustern assoziieren, überrascht der neue Luster – oder besser gesagt die neue Lampe – durch modernstes, minimalistisches Design. Es war diese bereits die zweite erfolgreiche Designkooperation mit Lobmeyr Lighting und dem aus Südtirol stammenden Designer Marco Dessí und die Lancierung paßte – finde ich – perfekt zu Mailand! Das Smarte an The Knight ist – sowie mir Johannes Rath erzählte – die technische Ausführung durch unterschiedliche Stromkreise nach oben und nach unten hin, welche dadurch unterschiedliche Lichtstimmungen ermöglichen. Die speziellen LED-Elemente sind zudem mittels Handy-App steuerbar. Damit sei „erstmals ein Candle-Light-Dinner bei Sonnenschein möglich, weil der Luster gleichzeitig die Decke hell ausleuchten und auf den Tisch sanfte Lichtstimmungen zaubern kann.“

Auf der technischen Seite stößt Lobmeyr damit geschickt das Tor in eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten auf. Denn neben Licht können auch andere smarte Elemente wie etwa Lautsprecher, WLAN-Verstärker oder Thermostat in die Lampe integriert werden. Schön fand ich zu hören, dass Marco Dessís‘ Entwurf mit der Ästhetik des Wiener Jugendstils spiele und dies in einer sehr zeitlosen, puristischen Form. Mich persönlich erinnerten die Glocken der Lampe an die bekannte Lobmeyr (Trink)Schale namens Alpha. Findet ihr nicht? Durch meisterlich gefertigte Einzelelemente können beliebige Formen und Designs zusammengesetzt und je nach Kundenwunsch bezüglich Materialität handgefertigt werden. Dies alles passiert in der Werkstatt im 3. Bezirk und repräsentiert damit ein perfektes Produkt für #madeinVienna! Ich finde, diese Manufaktur sollte ich dringend mal besuchen…

Lobmeyr Lighting, Verkaufsgeschäft, Kärntner Str. 26, 1010 Wien

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Eine Entdeckungsreise durch den Fuorisalone

Den Rest des Tages verbrachte ich im Design District von Brera. Nachdem ich diesen Stadtteil sehr gut kenne und euch schon mal zum Shoppen empfohlen hatte (-> 2nd Day meines Kurztrips in die Modestadt Mailand), ließ ich mich einfach durch die kleinen, engen Gassen treiben. Es war schön, mich durch die Designpräsentationen auf den Straßen, Plätzen sowie in Kirchen, Pop-up Showrooms und Galerien überraschen zu lassen. Den Abschluss bildete ein Besuch bei Corso Como 10, meinem beliebtesten Concept Store in Milano! Ob sich dieser Tagesausflug nun gelohnt hat? Ich finde schon und nächstes Jahr fliege ich für mindestens drei Tage hin!

 

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