
Was verbindet seit wenigen Monaten Wien und München abseits der historischen Vergangenheit als es noch Kaiser und Könige gab? Die 25hours Hotelgruppe, bekannt für ihre unterschiedlichen Themenhotels in deutschen Cities nebst Zürich und Wien, hat seit November eine neue Dependance in Bayerns (Bier)Hauptstadt. Während das Wiener Hotel sich ganz dem Thema des Zirkus verschrieben hat, steht in München das Erbe rund um Bayerns bekannte Königsschlösser im Mittelpunkt des Hotelkonzepts. Daher auch der Name „The Royal Bavarian“. Die besondere Wiener Note: ein eigenes Neni Lokal, bekannt vom Wiener Naschmarkt mit Haya Molchos gerühmter Kochhandschrift sowie dem in Wien als Weltneuheit erstmals lancierten „analogen Hotelzimmer“. Letzteres wurde mit dem analogsten Store Österreichs, dem Supersense, entwickelt. Ich war zur Eröffnung dort und durfte hinter die Kulissen blicken!
Nachdem damals im November das Hotel noch nicht ganz fertig gestellt war, hatte ich einige Zeit mit der Verfassung dieses Beitrages zugewartet und aktuellere Fotos „nachgeschossen“. Zu schnell war das Eröffnungsdatum des The Royal Bavarian da gewesen und gleich zwei Tage lang mit Nenis Kochkunst gebührend gefeiert worden. Ich war am Tag danach im Hotel, bekam netterweise auch eine Hotelführung und lernte den Restaurantleiter persönlich kennen. Aber die Spuren der Eröffnung waren überall noch sichtbar und nicht alle Räumlichkeiten fertig. Wie etwa die sogenannte Muschelkammer, welche als kleiner Seminarraum genutzt werden kann. Was aber fasziniert mich an diesem neuen Hotelprojekt, sodass ich es euch für euren nächsten Münchenaufenthalt empfehlen würde?
Das analoge Hotelzimmer
Zunächst einmal die Idee eines analogen Zimmers. Damit meine ich wirklich eines an der Zahl. Ich hatte euch bereits über das ursprüngliche im Wiener 25hours Hotel beim MuseumsQuartier sowie den Supersense Store berichtet (-> Das analogste Hotelzimmer der Welt). Dies zu einem Zeitpunkt als in Japan gerade das weltweit erste von Robotern geführte Hotel seine Pforten geöffnet hatte. Ausgestattet mit 12 von Supersense erdachten sogenannten Komponenten oder Elementen bietet auch das The Royal Bavarian im wahrsten Sinne des Wortes einen „Digital Detox Hotelaufenthalt“ an. Wenn man dies denn wünscht. Zu den analogen Gadgets zählen eine analoge Schreibmaschine genauso wie ein antiker Schallplattenspieler inkl. selektierter bayerischer Plattensammlung, Postkarten zum Selberschreiben, ein Foto-Safari-Guide, ein Lettern Book (zur Optimierung der eigenen Handschrift) bis hin zu einer kleinen Polaroid Kamera für die Stadtaufnahmen.
Anders aber als im Wiener Hotel beginnt die Idee des Analogen schon an der Rezeption beziehungsweise auf den Hotelgängen. In Anlehnung an das ehemalige Oberpostamtsgebäude Bayerns hängen bewußt Kabelstränge in den Treppenhäusern, welche an die ehemaligen Telegraphenleitungen erinnern sollen. Ums Eck der Hotelrezeption laden alte Schreibmaschinen ein, auf Hotelpapier einen Liebes- oder Urlaubsbrief zu verfassen, diesen selbst zu stempeln und anschließend unweit davon in einen uralten Postkasten zu werfen. Das Hotel Management übernimmt dafür sogar die Portogebühr sowie den Versand. Wer es noch analoger und kreativer haben möchte, kann sich ein Stempelbuchstabenset inklusive sämtlicher Ziffern borgen und einen Urlaubsgruß aus München „stempeln“.
Das Hoteldesign
Ähnlich einem Schloß ist das Hotel (mit Ausnahme der Zimmer) in royales Blau getaucht. Daher wirken nicht nur die Hotelgänge, die Rezeption sowie die Aufenthaltsräume wie Bar, Seminarraum oder Bibliothek vom Interior her eher dunkel. Das 25hours Hotels Group Management sowie die Investoren grüßen schon am Empfang ähnlich einer Ahnengalerie von der Leinwand und heißen den Gast willkommen. Die 165 Zimmer des neuen The Royal Bavarian sind in fünf Kategorien unterteilt. Von der Dienstbotenkammer über das Herrschaftszimmer beziehungsweise das Adelsgemach bis hin zur Schwanen– respektive Pfauen-Suite. Alle sind vom Interior Design und Konzept her unterschiedlich bis ins kleinste Detail liebevoll durchdacht und gestaltet.
Besonders süß die Dienstbotenkammer, erinnert sie doch mit dem Bügelbrett als Sideboard, dem Aufwischeimer als Papierkorb, dem Telefon zur Entgegennahme von herrschaftlichen „Aufträgen“ sowie vielem mehr an die Bürden der ehemaligen Dienstboten. Dank dem mittels alter Bücher (welche tatsächlich von den Dachböden bayerischer Bauernhäuser gesammelt wurden) aufgestapelten Bett schläft aber auch der Kammergast gut gebettet und erhaben.
Auch die anderen Zimmerkategorien und Suiten sind äußerst detailverliebt gestaltet und überzeugen durch sehr geschmackvollen Material-Mix. Durch das kleine Fenster direkt ins Badezimmer bleibt aber auch der herrschaftlichen und adeligen Gesellschaft nichts verborgen. Das „Gute-Nacht-Hüpferl“ schließlich im Bett: ein Stoffschwan in Anlehnung an Bayerns wohl berühmtestes Schloß: Neuschwanstein. Das Märchenschloß von König Ludwig II von Bayern. Auch das Bayerische selbst kommt in den Zimmern nicht zu kurz. Neben dem Bett liegt statt einer Bibel „Der große Polt“, das Konversationslexikon des bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt, die Minibar begrüßt mit „Pfiad di Duaschd“ und in der Dusche hat man die Wahl zwischen „hoaß“ und „koid“.
Die Hotelgänge selbst sind – wie bereits erwähnt – in royalem Blau gehalten, die Zimmernummern händisch (wie von Bäuerinnenhand) kunstvoll gestickt.
Das Neni Restaurant
Herzstück des neuen 25hours Hotel ist zweifelsohne das Restaurant Neni sowie der eigene Street Food Store, das Neni Deli mit Extraeingang. Das kosmopolitische Küchenkonzept stammt aus der Feder der in Wien lebenden Familie Molcho und kombiniert gekonnt israelische, rumänische sowie spanische Küche mit lokalen, bayerischen Einflüssen. In Anlehnung an das für Israel typische Teilen und gemeinsame Essen, dem sogenannten Balagan-Stil, wird auch hier ein geselliges Miteinander beim Essen zelebriert. Die Folge ein nicht seltenes, aber sympathisches Chaos auf den Tellern und Tischen, welches komplett der Essensphilosophie der Familie Molcho entspricht. Zusammen mit der Rechnung erhält man schließlich die Nachricht „They say, people who shared a pot will never forget each other“.
Anders als das übrige Hotelkonzept ist das Neni München eher farbenfroh und vor allem sehr großzügig angelegt. Dennoch war es seit der Eröffnung – bei jedem meiner Münchenbesuche – unmöglich einen Tisch für ein Abendessen zu bekommen. Daher war ich dieses Mal klüger und wählte die Morgenstunde für ein Frühstück, ehe es wieder zurück nach Wien ging. Denn das Hotel liegt direkt am Münchener Hauptbahnhof, wenn auch nicht optisch und atmosphärisch eine schöne Stadtgegend, dann zumindest U-Bahn-technisch äußerst günstig von der Lage her. Das Frühstück ist allerdings – entgegen aller Vermutungen – nicht israelisch angehaucht, sondern durchaus bodenständig und regional. Da dürfen weder die berühmte Münchener Weißwurst noch die Brez’n fehlen.
Wäre es jetzt abends gewesen, wäre ich eventuell mit meinen Freunden noch sitzen geblieben (auf gut Bayerisch: „Dositzndedodedooiweidositzn“) oder hätte noch bei der Boilerman Bar im 1. Stock vorbeigeschaut. Immerhin steht dort ein Piano und läßt darauf hoffen, dass es von Zeit zu Zeit auch Live-Einlagen gibt. Auch die Saunalandschaft mußte ich mir für den nächsten und richtigen Hotelaufenthalt mit Übernachtung aufheben!
25hours Hotel Munich The Royal Bavarian, Bahnhofplatz 1, 80335 München
Herzlichen Dank für die Erwähnung, das freut mich sehr 🙂
Liebe Grüße
Birgit Pototschnig